Heimgarten – Herzogstand

Die Berg-Wandersaison 2022 hat begonnen und zum Start dachte ich mir, ich stelle eine Route auf einen der liebsten Berge der Münchner vor: Den Herzogstand. Welcher Münchner kennt ihn nicht? Der Berg bzw. die Ausgangspunkte für Wanderer sind ja auch relativ einfach zu erreichen und mit der Gondel können sogar Lauffaule leicht den Gipfel erklimmen. Ich persönlich wollte es natürlich etwas ursprünglicher haben und dachte mir, ich wandel den Aufstieg ein wenig ab, damit ich nicht mit den ganzen Massen hochhechel. Und daraus hat sich diese schöne Route ergeben, die von hinten auf den Heimgarten hochführt, um dann über den Kamm zum Herzogstand zu gelangen und schlussendlich nach Kochel abzusteigen.

Inhalt

Routenüberblick

Die Tour ist nicht ganz ohne muss man sagen, auch wenn kein 2000er und Karstgestein erklommen wurde. Das lag vor allem daran, dass als ich unterwegs war, teilweise noch knöchelhoch Schnee lag. Zudem ist der Kamm zwar breit, aber eben doch ein Kamm. Man sollte also schwindelfrei und trittsicher unterwegs sein. Das heißt auch festes Schuhwerk mit gutem Profil, am besten auch noch irgendwelche Stöcke zum Abstützen. Das braucht ihr nicht nur, wenn ihr jetzt wie ich im fApril unterwegs seid und häufig noch Schnee liegt, sondern generell und besonders auch auf dem Kamm. Es ist nicht ganz ungefährlich und leider passieren immer wieder Abstürze, wie erst vor einigen Wochen. Deswegen besser eine gute Ausrüstung dabei haben; Proviant und Trinken sollte natürlich auch nicht fehlen. Die Tour dauert circa sechs Stunden und es sind fast 24 Kilometer mit gut 2 km Auf- und Abstieg. Ein bisschen in Form zu sein, schadet also nicht und dann hat man super viel Spaß auf der Tour. Normalerweise geht es auf den Herzogstand von Kochel direkt oder im Auto an den Walchensee und dann mit der Bahn hoch an. Ich hab mich für eine One-Way-Tour entschieden und bin deswegen nicht nach Kochel, sondern nach Ohlstadt mit dem Zug gefahren. Das ist der Zug nach Garmisch und kurz hinter Murnau ist man auch schon da. Hier noch einmal die Kurzdaten:

Heimgarten – Herzogstand (Download Route)

Routen-EndpunkteOhlstadt
Kochel am See
Routen ÖPNV-AnschlussRegionalbahn
Routenlänge23,59 km
Routendauer5,5 - 6 Stunden
Routen-Höhendifferenz⬈ 1759 Hm
⬊ 1789 Hm

und die Karte zur Orientierung:

Start in Ohlstadt

Wir steigen an dem relativ unspektakulären Bahnsteig Ohlstadt (nur eine Rampe) aus. Wäre der Ort nicht daneben, würde das ganze etwas verloren wirken. Ohlstadt selbst ist im Vergleich zu Kochel nicht sehenswert, sodass es nichts ausmacht, dass die Route eher daran vorbeiführt. Wir folgen dem kleinen Weg am Bach und es geht quasi einmal um den Ort herum, bis das südöstliche Ortsende von Ohlstadt erreicht ist. Der Parkplatz zeigt an, dass wir richtig sind und es stehen auch nicht wenige Autos kreuz und quer. Unser erstes Zwischenziel – der Heimgarten – ist eigentlich ausgewiesen, dass man ab dem Wanderparkplatz weiter an dem besagten Bach entlangläuft. Mir war da einfach zu viel los, deswegen hab ich kurzerhand beschlossen, einen etwas größeren Umweg beziehungsweise einen Schwenk einzubauen. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt, weil außer mir so gut wie gar keiner auf diesem Weg unterwegs war und zusätzlich konnte man auch noch ein bisschen mehr von der schönen Natur sehen.

Das heißt am Wanderparkplatz geht es nicht geradeaus sondern rechts und dann auf einigen Forstwegen in Serpentinen langsam den Berg hinauf. Immer wieder gibt es auch kleine Trampelpfade, die zwischen den weiten Serpentinen des Forstwegs abkürzen. Es geht relativ schnell, relativ zackig bergauf, sodass nach knapp 2 km Weglänge bereits 500 Höhenmeter überwunden sind. Über kleinere Serpentinen gelangt man dann in eine Art Zunge zwischen den kleineren Gipfeln Buchrain und Wank. Wer möchte, kann dann natürlich auch auf den Buchrain aufsteigen und dort auf dem Höhenweg zum Rauheck laufen. Als ich unterwegs war, war aber leider zu viel Schnee, sodass ich es nicht riskieren wollte. Deswegen ging es in dem Kessel entlang zwischen den Gipfeln hindurch und dann am Ende der Zunge hoch bis zu dem Weg, der vom Rauheck kommt. Diesen Abschnitt in der Senke kann ich aber auf jeden Fall auch empfehlen, er führt schön durch den Wald und steigt langsam an. Man kommt auch an zwei Hütten vorbei, die scheinbar privat genutzt werden und so richtig urig wirken. Sicher eine nette Bleibe, gut zum Seele baumeln lassen und den Kopf frei kriegen.

Aufstieg zum Heimgarten vom Rauheck

Auf unserem Weg geht es aber weiter bis zu der besagten Kreuzung mit dem Höhenweg vom Rauheck und dann auch schon über viele kleinere eher steilere Trampfelpfade hoch zum Heimgarten. Auch hier hat man auf jeden Fall gemerkt, dass Wandern mit Schnee etwas anders ist. Zwischenzeitlich war der Weg nicht mehr so gut erkennbar und ich bin auch immer wieder eingesunken, was das Ganze anstrengender und langsamer macht. Das muss dann im Zweifel jeder für sich selbst entscheiden, ob er sich das zutraut, gut genuges Equipment dabei hat und sich trotzdem orientieren kann. Wenn alles um einen herum mehr oder weniger weiß oder Bäume sind, kann man sich leicht verlieren. Zum Glück war das schneereiche Stück auch überschaubar und der Gipfel nicht mehr allzu fern, so dass es gut machbar war. Kurze Zeit später kam dann auch der Hauptweg von der Seite dazu und hier waren richtige Stufen durch die vielen anderen Wanderer in den Schnee eingetreten. Auf den letzten Metern ging es hoch zum Gipfel des Heimgarten; nach meinem Empfinden der Unbekanntere von beiden Bergen, obwohl er sogar ein bisschen höher ist.

Oben angekommen heißt es ersteinmal eine wohlverdiente Pause mit tollem Ausblick genießen. Den Herzogstand sieht man am Ende des Kamms, den wir nach beschreiten werden. Zur Linken (Norden) ist der Kochelsee und der gleichnamige Ort schön eingebettet in eine Bergmulde. Am Horizont ist die Benediktenwand zu erkennen, die ich in einem der nächsten Beiträge vorstellen werden:

Blick nach Norden vom Heimgarten nach Kochel und See
Blick nach Norden mit Kochel und See

Guckt man nach rechts (Süden) bietet sich ein toller Blick auf den Walchensee, wie er in einer Kuhle zwischen den umgebenden Bergen in tiefem Blau strahlt:

Der Walchensee vor angezuckerter Bergkulisse
Der Walchensee vor angezuckerter Bergkulisse

Egal, ob Frühling, Sommer oder Herbst man hat bei gutem Wetter immer einen super Ausblick, wobei mit besserem Wetter natürlich auch potentiell mehr andere Wanderer dieses schöne Fleckchen aufsuchen. Nur angezuckerte Bergketten hat man im Sommer eher weniger, dafür lohnt sich der schwierigere Aufstieg durch Schnee aber allemal:

Alpenpanorama im Winter am Walchensee
Und die hohen Alpengipfel am Horizont

Vom Heimgarten über den Kamm zum Herzogstand

Zum Heimgarten kann man auch vom Walchensee aufsteigen, das heißt, man könnte hier auch absteigen. Ich wollte aber weiter zum Herzogstand und Ab- und wieder Aufsteigen macht eher weniger Sinn, wenn es wie hier den Weg über den Grat gibt. Der Grat ist relativ breit, aber dennoch ein Grat, an dessen Seiten es steil bergab geht. Auch wenn es etwas gebirgiger ist, ist es aber absolut schaffbar, wenn man keine Höhenangst hat. Mit dem Schnee ist es ein wenig schwieriger, da man trotz fester Schuhe leicht ins Rutschen kommen kann, deswegen sind Wanderstöcke immer hilfreich. Als ich unterwegs war, gab es doch erstaunlich Viele, die in Turnschuhen auf dem Grat gelaufen – besser gerutscht – sind und dann zwischendrin Panik bekommen haben. Für diese Fälle gibt es auf dem Grat aber noch zwei Ausstiegsmöglichkeiten mit direktem Abstieg nach Kochel.

Der Weg selbst führt vom Heimgarten in einem Bogen bergab auf den Grat und dann mehr oder weniger geradeaus. Das Gute ist, dass man hier immer die Orientierung behalten kann, weil die Pavillon-Hütte des Herzogstands immer vor Augen ist. Die Querung dauert ungefähr eine Stunde. Man darf sich natürlich aber gerne auch mehr Zeit lassen und die Aussicht zu beiden Seiten in vollen Zügen genießen. Die beiden Abstiege kommen jeweils nach ca. 1/4 und 3/4 des Weges und führen relativ steil die Flanke einmal Richtung Rauchköpfl und einmal in Richtung Rauteckkopf hinab zum Kochelsee. Der restliche Weg nach dem Flankenstück ist dann aber recht flach und bringt einen durch den Wald runter zum Kochelsee.

Auf dem Kamm selbst geht es geradeaus, wobei es mit dem Schnee doch anstrengender war, als zunächst gedacht; ich bin öfter eingesunken und trotz 2cm Profilschuhen auch stellenweise gerutscht. Für mehr Schnee hätte ich Spikes oder Schneeschuh-Aufsätze gebraucht. Schlussendlich folgte dann aber nach einer guten Stunde der Aufstieg zum Herzogstand. Hier ist natürlich deutlich mehr los als am Heimgarten und auch viel mehr los als auf dem Hinweg von Ohlstadt. Nicht zuletzt die Seilbahn etwas unterhalb vom Herzogstand-Gipfel sorgt dafür, dass viele für einen kurzen Ausflug hier hochkommen.

Trotz des Trubels ist es auch hier superschön und man hat einen ähnlichen Ausblick auf die Umgebung, wie vom Heimgarten. Den Walchensee zur einen Seite und den Kochelsee zur anderen auch direkt vor den Augen. Kein Wunder, dass die bayrischen Herzöge hier so gerne waren und das Pavillon und ein Jagdhaus errichteten: Wenn die Sonne scheint, und noch ein bisschen Schnee da ist, glitzert und funkelt alles um einen Herum und das tiefe Blau der Seen hilft mit, dass einem unweigerlich das Herz aufgeht. Scho schee, wie man in Bayern sagen würde. Deswegen gibt hier auch noch einmal ein kleines Panorama:

Panorama Blick vom Heimgarten im Frühling
Panorama Blick vom Heimgarten

Abstieg nach Kochel

Sobald die inneren Speicher wieder mit tollen Blicken und mentalen Bildern gefüllt sind und der Körper ausgeruht ist, heißt es abzusteigen. Zunächst geht es die knapp 150 Höhenmeter hinab zum Berggasthof und der nahegelegenen Gipfelstation der Gondel. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Natürlich kann man die knapp 150 Höhenmeter in den kleinen Serpentinen absteigen und dann mit der Gondel zum Walchensee und von dort mit dem Bus nach Kochel fahren. Die Busverbindungen sind leider nicht so wirklich gut, so dass man sich vorher über die Fahrzeiten informieren sollte. Wer aber körperlich noch fit genug ist, dem würde ich empfehlen komplett abzusteigen und noch einmal die Ruhe des Waldes und den Blick auf den Kochelsee zu genießen.

Vom Gipfel bis zum Bahnhof sollte man aber auch nochmal gut eineinhalb bis zwei Stunden einplanen. Vom Berggasthof zweigen wir dann auf einen einen großen Forstweg, der auch als Versorgungsstraße genutzt wird. In größeren Serpentinen geht es relativ schnell die vorher mühsam erklommene Höhe hinab, sodass bald die 1000 Höhenmeter unterschritten werden. Weiter wird die Leitung gequert, die das Pumpspeicherkraftwerk mit Wasser vom Walchensee versorgt. Die riesigen Leitungen sieht man unterhalb des Weges aus dem Berg kommen. Wer möchte, kann den Rohren folgen und kommt beim Kraftwerk aus, wo auch Führungen für Interessierte angeboten werden. Hinter den Rohren geht es über streckenweise sehr schöne Waldwege immer parallel zur Passstraße weiter hinab. Vorbei an zwei kleineren Wasserfällen gelangen wir dann schließlich am unteren Ende der Passstraße beim Campingplatz Kesselbach an den Kochelsee. Ab hier heißt es die restlichen 3 km weiter auf der Straße bis zum Ort Kochel und dem Bahnhof am anderen Ortsende zu laufen. Dabei passieren wir auch das Haus von Franz Marc, das jetzt ein Museum ist und ebenfalls einen Besuch wert ist. Wer von der Bergtour noch nicht genug hat und auch noch früh genug unterwegs ist, sollte einen Abstecher dorthin wagen. Ich persönlich war gut bedient und nicht mehr in Museumslaune, sodass ich ganz froh war, erschöpft und zufrieden in Kochel in die Bahn zu steigen und mich zurück nach München kutschieren zu lassen.

In diesem Sinne

Der Winter ist schon länger vorbei, doch jetzt tauchen auch langsam wieder die Berggipfel unter der Schneedecke hervor. Also ist die Berg-Wandersaison wieder eröffnet und was würde da besser passen als eine Wanderung zum Herzogstand; einem der bekanntesten und beliebtesten Ausflugsziele im Münchner Umland. Damit es aber nicht ganz so abgedroschen und bekannt wird, gibt es eine Route, die von Ohlstadt durch eine teilweise noch recht winterliche Landschaft zum Heimgarten hochführt und sozusagen das Pferd von hinten aufsäumt. Über den Kamm geht es zum Herzogstand und mit gutem Wetter, den restlichen Schneefeldern und den beiden blau schimmernden Seen ergibt sich eine grandiose Kulisse, die gute Laune und Lust auf weitere Bergtouren macht.

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