Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Stadtwald und Gesundheit

Kurz vor den Feiertagen, bevor wieder tausende Bäume in irgendwelchen Wohnzimmern langsam vor sich hinrotten, noch ein kleiner Post zum Jahresausklang. Übrigens kleine Info am Rande, das Weihnachtsbaumgeschäft ist scheinbar ein richtig großes Business (siehe hier und hier). Mitte November war ich, wie angekündigt, auf dem 1. Berliner-Stadt-Waldkongress und wollte meine Eindrücke dazu natürlich mit Euch teilen! Vorneweg: Waldbaden ist längst kein Spleen mehr von Einzelnen. Nachdem die Berliner Forsten die Veranstaltung ins Leben gerufen haben, waren natürlich überproportional viele Forstangestellte aus Berlin und anderswo dabei. Dennoch haben auch einige Naturheilkundler (Mediziner, Coaches, Heilpraktiker…) ihren Weg nach Berlin gefunden. Der Kongress war zweigeteilt, sodass man parallel Veranstaltungen zum Wald und der Auswirkung auf die Gesundheit (insbesondere der Stadtbevölkerung) besuchen konnte oder sich eher zu städtebaulichen Aspekten des Grüns in immer weiter verdichteten urbanen Räumen informieren konnte. Ich habe vornehmlich die gesundheitsorientierten Diskussionen und Vorträge besucht, aber auch ein bisschen versucht, bei den anderen Themen, zumindest teilweise, reinzuhören. Eine Referentin aus Wien hat von den zahlreichen nachhaltigen Bauprojekten in der österreichischen Hauptstadt berichtet, die deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität von Quartieren haben können (Dach-/Fassadenbegrünung, neuartige Baustoffe/-prozesse führen zu Temperaturabsenkungen des Viertels, Lärmreduktion, weniger Verkehr…). Gerade von Wien können einige Städte hierzulande in den Bereichen Wohnraum für alle, öffentlicher Nahverkehr, Nachhaltige Versorgung…, viel lernen. Nicht zu Unrecht wird die Stadt immer wieder zu einer der Lebenswertesten weltweit gewählt. Aber das soll hier gar nicht das Thema sein. Im Bereich des Waldbadens habe ich nicht zuletzt auch auf dem Kongress wieder festgestellt, dass jeder eine unterschiedliche Vorstellung davon hat und bei dem ganzen Thema natürlich auch ein Riesengeschäft gewittert wird. Das führt dazu, dass möglichst jeder frühzeitig seinen Anteil an dem Geschäft sichern möchte und zum Teil auch irgendwelche Zertifikate kreiert werden, um sich vom Rest abzuheben. Aber dazu später mehr. Im Zuge…

Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Wald im November

Die Tage werden kürzer, grauer und kälter und irgendwie hat man so gar keine Lust sich lange draußen aufzuhalten. Ich kenne das Gefühl zu gut, lieber drinnen zu bleiben, eventuell auf der Couch zu fläzen oder in die Sauna/Badewanne etc. zu gehen. Trotzdem lohnt es, wenn es nicht gerade Dauerregen hat, seinen inneren Schweinehund zu überwinden und raus in den nächstgelegenen Wald zu gehen. Das hilft uns in dieser Jahreszeit auf vielfältige Weise. So bekommt man, auch wenn der Himmel wolkenverhangen ist, das für unseren Körper so wichtige Tageslicht. Unser Körper reagiert auf den Lichtmangel in der dunkleren Jahreszeit mit vermindertem Antrieb und teilweise auch mit einer gewissen Niedergeschlagenheit („Winterdepression“). Das liegt daran, dass wir durch das Kunstlicht und den Aufenthalt in Räumen nicht genug Lichtintensität und keine UV-Strahlung abbekommen (ja UV-Strahlung (UVB) ist in einem gewissen Maße nützlich und nötig). Und Tageslicht ist trotz der kürzeren Tage und des bedeckten Himmels viel stärker als Kunstlicht. Es triggert über die Augen unser vegetatives Nervensystem, sodass der Körper in Schwung kommt; zusätzlich bringt die frische Luft und natürlich die Bewegung den Körper auf Trab. Daneben hilft uns die UV-Strahlung im Kontakt mit unserer Haut, Vitamin D zu bilden, was zahlreiche positive Wirkungen auf unseren Körper hat, u.a. Knochenaufbau/erhalt, Stärkung des Immunsystems und Verbesserung der Stimmung. Dazu muss man allerdings auch ein bisschen Haut „zeigen“. Das heißt, dass wenn es nicht zu kalt ist, sollte man versuchen (Unter-)armfrei unterwegs zu sein, mindestens aber die Hände frei lassen und den Kopf und das Gesicht nicht komplett einpacken. Davon abgesehen hat Licht, frische Luft und Bewegung noch ganz viele andere positive Auswirkungen auf unseren Geist und unseren Körper. Das ganze könnte Ihr dann noch verstärken, wenn ihr nicht nur im nächsten Park, sondern im Wald unterwegs seid. Zwar ist die Aktivität der Nadelbäume auch…

Den Blick durch den Wald schweifen lassen funktioniert im Grunewald super

Herbstausflug in den Grunewald

Alle Jahre wieder lässt sich dasselbe Naturspektakel im Wald beobachten: die Blätter schillern in den schönsten Gelb- und Rottönen, nach und nach werden die Wälder lichter und der Waldboden ist voller Blätter und federt bei jedem Schritt zusätzlich. In Nordamerika wird dieses Phänomen unter dem Namen „Indian Summer“ gezielt zu Marketingzwecken genutztund als Besonderheit dargestellt, obwohl das Schauspiel außerhalb der Äquatorialregion in vielen Ländern zu beobachten ist. Nichtsdestotrotz haben die Werber recht damit, dass es sich lohnt in dieser Jahreszeit durch Wälder zu streifen, auch wenn es vielleicht schon wieder kühler wird. Das Licht ist anders als im Sommer, die Farben der Blätter geben der Kulisse noch einmal eine andere Note und überall riecht es nach Mulch und Pilzen; also die ideale Kombination zum Entspannen. Der ein oder andere bemerkt vielleicht bei sich selbst auchkleine Veränderungen, wenn sich der Körper auf den kommenden Winter vorbereitet (Müdigkeit, evtl. etwas Melancholie…). Dann tut es erst recht gut zu sehen und zu spüren, dass das ein ganz natürlicher Vorgang ist und Flora und Fauna sich ebenfalls verändern. Menschen sind eben auch ein Teil der Fauna, auch wenn das in unserer Gesellschaft gerne ausgeblendet wird. Passend dazu möchte ich eine (von vielen möglichen) Route im Grunewald als Ausflugstipp empfehlen. Nachdem ich für die nördlicher wohnenden Berliner ja schon über den Tegeler Forst geschrieben habe, jetzt also etwas für die Berliner im Süden. Der Grundwald ist natürlich ganzjährig ein super Spot zum Waldbaden, aber im Herbst hat man, vor allem Nachmittags, das Lichtspiel am Wannsee als schönen Moment zum Verweilen (und vor allem weniger Leute/Motorradfahrer auf der Havelchaussee). Los gehts am S-Bahnhof Nikolassee, den man gut mit zwei S-Bahn-Linien erreicht. Über die Autobahn drüber und am Rasthof vorbei geht es in den diagonalen Waldweg, der vom Kronprinzessinnenweg abzweigt. In diesem kleinen Areal zwischen Strandbad Wannsee…

Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Wald und Gesellschaft

Über die zunehmende Erwähnung des Walds zur Klärung unserer Probleme habe ich ja schon in einem der vorherigen Artikel geschrieben. Durch die aktuell verstärkt geführte Klimadiskussion wird das sicherlich noch weiter zunehmen, nicht zuletzt glaubt die Bundesregierung ja an die quasi kostenlose und unendliche Luftsäuberungsleistung vom Wald. Dass dazu etwas mehr als nur Bäumepflanzen gehört, hatte ich ja auch schon erwähnt. Nichtsdestotrotz hat ja Wald neben seiner Funktion in Zeiten des Klimawandels noch zahlreiche weitere positive Eigenschaften für das Ökosystem und uns Menschen natürlich auch. Menschen und Wald verbindet geschichtlich gesehen eine, wie man so schön sagen würde, wechselhafte Beziehung. Anfangs bot der Wald noch Schutz und Rückzugsmöglichkeiten für die nomadisch lebenden Homo Sapiens, obwohl gleichzeitig auch Furcht vor den Gefahren der darin lebenden Tiere herrschte. Mit dem Sesshaftwerden der Menschen wurde der Wald dann angefangen zu roden, um Felder anlegen zu können und das Holz als Baumaterial zu nutzen. Die Einsatzmöglichkeiten von Holz wurde in der Entwicklungsgeschichte so vielfältig, dass die Römer (und später auch andere Imperien) ganze Landstriche abholzen ließen, um Schiffe, Wägen und anderes zu bauen und Holz als Energieträger zu nutzen. Mit der Industrialisierung wurde der Holzverbrauch und die Bewirtschaftung noch intensiver und zudem durch Umweltverschmutzung die Lebensgrundlage für Wälder immer schlechter. Manch Herrscher hatte aber seinen eigenen Wald, vor allem zur Jagd, den er auch fleißig pflegen und an nichts fehlen ließ, wohingegen andere Waldbereiche gnadenlos dem Wirtschaftswachstum geopfert wurden. Erst im 20ten Jahrhundert setzte ein Umdenken ein, als durch sauren Regen, und extensive Waldwirtschaft viele Wälder komplett abstarben. Seitdem hat sich der Blick auf den Wald und die Forschung dazu stark verändert. Für die meisten Eigentümer dient der Wald nach wie vor primär wirtschaftlichen Zwecken. Dennoch soll er für die Menschen auch Erholungsort sein und nach neuesten Erkenntnissen hat er zudem auch heilende Kräfte…

Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Medienstar „Wald“

Wer in den letzten Wochen und Tagen einen Blick in Zeitungen und Fernsehen geworfen hatte, kam um das Thema Wald eigentlich nicht herum: Auf der anderen Seite wird die Bedeutung des Waldes für unser Leben, vor allem in Zeiten des Klimawandels, durch verschiedene Berichte wieder hervorgehoben: Angesichts der Probleme, denen unser Wald aktuell ausgesetzt ist, ganz schön viele Wünsche und Ansprüche. Einige Politiker versuchen das Thema für sich zu gewinnen, in dem sie versprechen Millionen neue Bäume pflanzen zu lassen. Immerhin wird jetzt auch diskutiert Munitionsreste in Wälder in bestimmten Schneisen zu räumen, sodass die Feuerwehr im Brandfall schneller und auch über den Boden den Brandherd bekämpfen kann. Doch das wird nicht reichen. Ein paar Bäumchen sind schnell gepflanzt, doch bis daraus große Bäume werden vergehen Jahre bis Jahrzehnte. Die kleinen Setzlinge müssen vor Wildverbiss geschützt werden, eventuell bei Trockenheit extra bewässert werden, Pilzerkrankungen frühzeitig erkannt und bekämpft werden, andere Baumarten (mit evtl weniger Ertrag) genutzt werden und anderes mehr. Das kostet neben den Sachmitteln vor allem Personal, doch gerade die Forstverwaltungen werden seit Jahren von den Landesregierungen bespart. Dazu kommt noch, dass viele Wälder Privatbesitzern gehören, die entweder das Geld für derartig teure Maßnahmen nicht haben oder nicht ausgeben wollen, da sie den Ertrag der Maßnahmen nicht zu Lebzeiten realisieren werden. Es ist also eine Generationenfrage. Davon abgesehen betrifft es, wie der Klimawandel und das Artensterben generell, auch andere Lebensbereiche und die Frage, wie und in welchem System wollen wir leben. Wenn immer mehr Natur-/Waldflächen mit Bauten versiegelt werden (Flächenfraß), die Städte immer weiter verdichtet werden und generell der Bezug zur Natur durch fehlende kindliche Erfahrung abnimmt. Noch ist das Bewusstsein dafür und für den Zwiespalt zwischen Waldanforderungen und Realität nicht ganz so groß, wie in den Achtzigerjahren, als durch sauren Regen ganze Waldgebiete eingingen (Waldsterben). Aber ich bin…

Blick von der Brücke auf die Einmündung des Tegeler Fließ in den TegelerSee

Waldbaden im Tegeler Forst

Nach dem letzten Waldbadevorschlag in Brandenburg möchte ich in diesem Post eine kleine Route in Berlin teilen. Berlin ist ja nicht umsonst eine der waldreichsten, wenn nicht sogar die waldreichste Stadt Deutschlands. Und wo sonst kann man mit der S-Bahn direkt vor ein großes Waldgebiet fahren. Tegel hat nicht nur viel Wasser zu bieten, sondern auch ein großes Waldgebiet, in dem es sich super Waldbaden lässt. Das schöne daran ist, dass es mit den Öffentlichen wirklich sehr gut erreichbar ist und jeder Berliner – für einen kleinen oder doch vielleicht größeren Waldausflug – keine große Anreise auf sich nehmen muss. Das trifft vielleicht nicht auf die im Süden der Stadt Wohnenden zu, aber dort gibt es ja andere schöne Regionen. Los geht es wahlweise mit der U- oder S-Bahn bis zur Station Alt-Tegel bzw. Tegel. Von dort folgt man der gleichnamigen Straße mit den vielen Restaurants und Cafés bis zur Uferpromenade. Dort über die kleine Brücke und dann am Uferweg entlang bis man zur Straße kommt, die in Richtung der Villa Borsig (heute die Ausbildungsstätte des Bundes u.a. des Auswärtigen Amtes) führt. Sobald man die Straße überquert hat, befindet man sich im Tegeler Forst und kann nach Lust und Laune, rechts oder links gehen oder auch stehen bleiben. Ich versuche immer erst etwas weiter rein in den Wald zu kommen, um möglichst wenig von der Straße und dem Hauptweg mit den vielen Fahrradfahrern mitzubekommen. Der südliche Teil des Tegeler Forsts ist leider durch zwei große Straßen zerschnitten. Auf beiden Straßen ist für meinen Geschmack relativ viel Verkehr, was dann auch ein stetiges Hintergrundrauschen mit sich bringt. Das soll einen aber nicht davon abhalten, langsam in den Wald einzutauchen und den Geruch sowie den weichen Boden bewusst wahrzunehmen. So kann man sich dem inneren Kompass folgend Richtung Norden treiben lassen und…

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