Medienstar „Wald“

Wer in den letzten Wochen und Tagen einen Blick in Zeitungen und Fernsehen geworfen hatte, kam um das Thema Wald eigentlich nicht herum:

  • Riesige Brände in Ostdeutschland, die wegen der Munitionsreste nur kompliziert über die Luft gelöscht werden können.
  • Baumsterben aufgrund der Kombination aus Hitze, Schädlingswachstum und zu dichter Bepflanzung wegen wirtschaftlicher Erwägungen.
  • Preisverfall, insbesondere bei Fichten, infolge des notwendigen „Not“abholzens kaputter und toter Bäume
  • Immer wieder Sturmschäden (Beeinträchtigung des Verkehrssektors) und und und

Auf der anderen Seite wird die Bedeutung des Waldes für unser Leben, vor allem in Zeiten des Klimawandels, durch verschiedene Berichte wieder hervorgehoben:

  • Wald dient der Säuberung der Luft und als lebender Speicher von CO2
  • Wald und Wurzeln halten das Erdreich zusammen und sorgen dafür, dass der Boden für andere Pflanzen und Pilze genügend Nährstoffe bietet. Zudem halten sie den Grundwasserspiegel und verhindern das Austrocknen des Bodens
  • Wald und Holz als wichtiger ökologischer Rohstoff für ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem. Vor ein paar Monaten wurde zum Beispiel bekannt, dass ein vielversprechender Ansatz auf Baktierenebene (siehe hier) zur Nutzung von Holz als Bioplastikausgangsstoff verfolgt wird. Ein anderer Ansatz nutzt Druck und Hitze dafür (hier).
  • Zudem bietet der Wald vielen seltenen Tieren (z.B. dem Luchs) ein Habitat und Schutz
  • Nicht zuletzt profitieren wir Menschen selber vom Wald. Einerseits verändert er das Mikroklima, andererseits dient er als Erholungsraum und fördert, wie wir ja als begeisterte Waldbader wissen, unsere Gesundheit.

Angesichts der Probleme, denen unser Wald aktuell ausgesetzt ist, ganz schön viele Wünsche und Ansprüche. Einige Politiker versuchen das Thema für sich zu gewinnen, in dem sie versprechen Millionen neue Bäume pflanzen zu lassen. Immerhin wird jetzt auch diskutiert Munitionsreste in Wälder in bestimmten Schneisen zu räumen, sodass die Feuerwehr im Brandfall schneller und auch über den Boden den Brandherd bekämpfen kann.

Doch das wird nicht reichen. Ein paar Bäumchen sind schnell gepflanzt, doch bis daraus große Bäume werden vergehen Jahre bis Jahrzehnte. Die kleinen Setzlinge müssen vor Wildverbiss geschützt werden, eventuell bei Trockenheit extra bewässert werden, Pilzerkrankungen frühzeitig erkannt und bekämpft werden, andere Baumarten (mit evtl weniger Ertrag) genutzt werden und anderes mehr. Das kostet neben den Sachmitteln vor allem Personal, doch gerade die Forstverwaltungen werden seit Jahren von den Landesregierungen bespart. Dazu kommt noch, dass viele Wälder Privatbesitzern gehören, die entweder das Geld für derartig teure Maßnahmen nicht haben oder nicht ausgeben wollen, da sie den Ertrag der Maßnahmen nicht zu Lebzeiten realisieren werden. Es ist also eine Generationenfrage.

Davon abgesehen betrifft es, wie der Klimawandel und das Artensterben generell, auch andere Lebensbereiche und die Frage, wie und in welchem System wollen wir leben. Wenn immer mehr Natur-/Waldflächen mit Bauten versiegelt werden (Flächenfraß), die Städte immer weiter verdichtet werden und generell der Bezug zur Natur durch fehlende kindliche Erfahrung abnimmt. Noch ist das Bewusstsein dafür und für den Zwiespalt zwischen Waldanforderungen und Realität nicht ganz so groß, wie in den Achtzigerjahren, als durch sauren Regen ganze Waldgebiete eingingen (Waldsterben). Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das Thema durch das zunehmende Extremwetter, immer präsenter wird. In Bayern gibt es jetzt bereits den zweiten Anlauf für ein Volksbegehren zur Begrenzung des Flächenfraß. In Berlin wird im November der erste Stadt-Wald-Kongress stattfinden. Nachbarschaften schließen sich zusammen um Stadtbäume zu pflegen. Mit Bekannten über dieses Thema reden hilft auch, um dort ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Jeder kann evtl. einen kleinen Beitrag dazu leisten, den notwendigen Veränderungsprozess mit zu gestalten oder zu begleiten.

In diesem Sinne: Der Wald steht zunehmend unter klimatischem Druck und braucht unsere Hilfe. Die Wälder in Deutschland werden sich weg von den wirtschaftlich optimierten Nadelwäldern zurück in Richtung der ursprünglichen Mischwälder entwickeln müssen. Auch in Städten werden mehr Bäume gepflanzt werden müssen, nachdem ja eine Verknappung der Verkehrsflächen für Autos auch aus anderen Gründen vorangetrieben wird. Es wird sich also viel im Wald verändern müssen und die Ergebnisse werden wir frühestens in ein paar Jahrzehnten sehen.

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