An den Mühldorfer Innschleifen

Bevor es jetzt richtig Winter wird und nur noch grau und regnerisch, wollte ich noch einmal das schöne Wetter nutzen und ein bisschen Waldbaden gehen im noch relativ satten Grün der Pflanzenwelt. Und nachdem in den letzten Beiträgen vor allem der Süden und (Süd-)Westen Münchens im Fokus stand, wurde es langsam wieder Zeit, die östlichen Regionen zu besuchen. Wie immer bei den Vorbereitungen auf solch eine Tour musste erst einmal ein Ziel gefunden werden, das möglichst unzerschnitten und idealerweise Wald, Wasser und eine gute ÖPNV-Anbindung vereint. Ich bin dann in der Mühldorfer Region fündig geworden und habe mir diese schöne Tour am Inn nach Waldkraiburg ausgesucht.

Inhalt

Der Wald ist zwar nicht ganz unberührt und leider führt auch eine größere Straße hindurch. Dafür kann man allerdings einen Großteil der Wegstrecke auf einem urigen Pfad direkt neben dem Inn zurücklegen und hat hier Wald und Wasser im Überfluss. Also alles, was einen erfolgreichen, erdenden und erholsamen Waldbadeausflug ausmacht.

Routenüberblick

Startpunkt ist Mühldorf am Inn, das ca. 100 km östlich von München liegt und stündlich mit der Regionalbahn erreicht werden kann. Von dort führt die heutige Tour ca. 15,5 km (deswegen auch als Wanderung markiert) entlang des Inn und Innwerkkanals nach Waldkraiburg. In Waldkraiburg hält eine andere Regionalbahn, die einen entweder wieder zurück nach Mühldorf oder aber auch nach Rosenheim bringt. Auch wenn es nur etwas mehr als 15 km sind, sollte man dennoch mindestens 4,5 Stunden einplanen, da der Weg neben dem Inn teilweise sehr urig und überwuchert ist und man dann automatisch langsamer unterwegs ist. Unabhängig davon sollte man ja beim Waldbaden sowieso viel Zeit einplanen, um möglichst langsam und mit vielen Pausen die Umgebung genießen zu können. Hier sind noch einmal die Kurzfakten und der Kartendownload gegeben:

Mühldorfer Innschleifen (Download Route)

Routen-EndpunkteMühldorf am Inn
Waldkraiburg
Routen ÖPNV-AnschlussRegionalbahn
Routenlänge15,5 km
Routendauer4,5 - 5 Stunden

und hier die Route in der Umgebungskarte

Vom Bahnhof zum Hufeisen

Vom Mühldorfer Bahnhof geht es erstmal bergab und durchs „Zentrum“ von Mühldorf. Der Markt ist ganz schön und es gibt auch ein paar Cafés und Restaurants.

Marktplatz von Mühldorf
Der Marktplatz von Mühldorf

Am Ende der Hauptstraße hält man sich rechts und gelangt über die Luitpoldallee zur viel befahrenen Innstraße. Hier gibt es auch schon den ersten Blick, auf was uns heute erwarten wird (Hinweis: Wir laufen rechts am Fluss entlang):

Ausblick auf den Inn auf der Wanderung von Mühldorf nach Waldkraiburg
Kurz hinter Mühldorf zeigt sich der Inn von seiner ruhigen Seite

An der Straße ist es jetzt nicht so besonders schön, aber zum Glück dauert der Abschnitt nur kurz, denn kurz nach der Querung eines kleinen Bächleins auf Höhe des Autoparkplatzes geht ein kleiner Weg ab und führt direkt in den Wald. Man muss ein bisschen aufpassen, dass man den richtigen erwischt, da mehrere kleinere Wege linker Hand abzweigen. Viele enden im Nichts und es gibt keine Beschilderung, da der Weg wohl nicht als offizieller Wanderweg gilt.

Kurz nach dem Verlassen des Haupt-Fahrradweges ist man auch schon mittendrin im Grün, der Weg ist aber trotz ein wenig Gestrüpps noch sehr gut passierbar. Das kurze Waldstück endet dann auch bald schon wieder und man gelangt an einen Wiesenabschnitt, der aus einem Prospekt für einsame Regionen stammen könnte. Es erinnert mich ein bisschen an meine Ausflüge in Brandenburg in der Oderregion (z.B. dieser bei Niederfinow):

Von Mühldorf nach Waldkraiburg am Inn entlang geht es über Wald und Wiesen
Fast wie aus einem Prospekt: Ein Weg, der im Nichts verschwindet und weit und breit keine Menschenseele

Der Weg endet natürlich nicht im Nichts, sondern führt an einer kleinen Ausspülung vorbei, wo man etwas acht geben muss, die Abbruchkante nicht loszutreten. Dahinter wirds dann richtig urig und teilweise auch unwegsamer. Immer wieder verschwindet der Weg im hohen Gras und zwischen Springkraut. Umgestürtzte Bäume sind zu überwinden und kleine Rinnsale machen das Laufen glitschig. Es ist nicht verboten hier zu laufen, aber teilweise wirkt es doch so, als wäre schon seit Ewigkeiten keiner mehr hier unterwegs gewesen:

Von Mühldorf nach Waldkraiburg am Inn entlang ist der Weg nicht immer gut zu erkennen
Der Weg ist teilweise überwuchert von Pflanzen

Gutes Schuhwerk und lange Klamotten (hier gibt es leider Zecken und dergleichen Biester mehr) sind daher absolutes Muss. Langsam aber stetig geht es vorwärts bis rechter Hand die einzige Ausstiegsmöglichkeit in Form eines kleinen Trampelpfads die 60-70 Höhenmeter die Böschung hinauf führt. Wem das bis hierhin zu überwuchert war, sollte besser aussteigen, da der restliche Weg teilweise noch wilder ist und wegen der recht steilen und überwucherten Böschungskante kein weiterer Weg bis Ebing vom Ufer nach oben führt.

Weiter auf dem kleinen Pfad bis nach Ebing

Hinter dieser Ausstiegsstelle geht es in das langgezogene Hufeisen. Auf dem Weg merkt man nicht so viel davon, da es zunehmend wild wird und man wenig bis gar nichts vom Fluss sieht. Dafür ist man mitten im Grün und bahnt sich seinen Weg durch die hohe Böschung, balanciert auf umgefallenen Bäumen über kleine Tümpel und ist damit beschäftig zu gucken, wo der Weg genau verläuft. Insgesamt genau, das was ich suche: Wild und abgeschieden. Zwischenzeitlich war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich ein Weg ist, aber dann kamen wieder Stellen, die breit getrampelt waren. Ich denke, es ist also abhängig von der Jahreszeit und jetzt am Ende des Sommers stehen alle Pflanzen noch in vollem Saft; im Winter ist es hier sicherlich karger.

Das Fortkommen ist ein bisschen anstrengend, allem wenn es ein bisschen warm ist und man – wie ich – kurz nach starken Regenfällen unterwegs ist. Dann ist es dampfig und gefühlt wie im Dschungel: warm mit hoher Luftfeuchtigkeit und überall um einen herum sirrt und surrt es. Diese Geräuschkulisse zusammen mit dem vielen Grün finde ich persönlich sehr erfüllend und erdend. Zwischenzeitlich blitzt auch immer wieder der Inn zwischen den Zweigen hervor, also grad schee is.

So geht es dahin, denn Inn immer zur Linken. In dieser Umgebung gelangt man ganz von selbst in einen schönen Wandertrott, der einen gemütlich laufend den Kopf von Ballast frei werden und voll im Hier und Jetzt ankommen lässt. Wer möchte kann in den waldigeren Abschnitten auch innerhalten und die ungestörte Baumumgebung genießen. Immer wieder gibt es auch kleinere Buchten, die zum Verweilen, einer kurzen Abkühlung oder nur zum Gucken einladen. So wie dieses schöne Fleckchen hier:

Von Mühldorf nach Waldkraiburg am Inn entlang gibt es kleine idyllische Buchten
Immer wieder gibt es kleine Buchten am Weg, die zum Verweilen einladen

Unbemerkt folgen wir den Windungen des Inn und wer Glück hat, sieht wie ich neben allen möglichen Faltern und Vögeln auch die ein oder andere Echse und Schlange, die sich in dieser ungestörten Umgebung auf einem kleinen Sonnenplätzchen sonnt. Immer wieder gilt es abenteuerliche Brückenkonstruktionen über kleine Bäche zu überwinden, immerhin ein Zeichen dafür, dass der Weg als solcher auch vorgesehen ist. Dennoch ist teilweise etwas morsch und wackelig:

Von Mühldorf nach Waldkraiburg am Inn entlang sind abenteuerliche Brückenkonstruktionen zu überqueren
Die abenteuerlichen Brückenkonstruktionen machen die Wanderung zusätzlich aufregend

Mehrere Pausen lohnen sich hier definitiv, vor allem, da bis Ebing sowieso keine Ausstiegsmöglichkeit besteht. Die Böschung rechter Hand ist noch stärker mit Gestrüpp bewachsen und teilweise sehr steil; es macht also keinen Sinn die 60-70 Höhenmeter nach oben zu steigen, um zwischendurch auszusteigen; vor allem, da man dann nach wie vor im Wald wäre. Also nicht verzagen, auch wenn der Pfad teilweise vor lauter Springkraut und Gräsern gar nicht sichtbar sein sollte, nach spätestens 20 Metern sieht man ihn wieder. Ein richtiges Abenteuer und das obwohl die Gegend um Mühldorf schon auch sehr industriell geprägt ist.

Immer weiter geradeaus, wenn man fast schon glaubt, die Orientierung verloren zu haben, wird dann der Weg wieder wegsamer und auch breiter als Hüftweit. Auch wenn man noch keine Häuser sieht, merkt man unweigerlich, dass die nächste Ortschaft näher kommt. Kurz bevor es nach knapp 10 km Wegstrecke wieder eine Möglichkeit gibt, aus dem Uferbereich auf die Böschungskante zu gelangen, lohnt sich noch einmal ein Blick zurück auf den zurückgelegten Weg. Hier erst sieht man so richtig, dass man eigentlich die ganze Zeit in einer langgezogenen Linkskurve entlang des Hufeisens gelaufen ist:

Ausblick auf den Inn bei Ebing auf der Wanderung von Mühldorf nach Waldkraiburg
Nach dem aufregenden und teilweise beschwerlichen Marsch auf dem kleinen Pfad gibt es kurz vor Ebing noch einmal einen Blick zurück

Über den Innwerkkanal nach Waldkraiburg

Nun nach mehr als 3 Stunden intensiven Wald- und Wassererlebnis mit zahlreichen Vogelbegegnungen und anderem kleineren Getier wird es Zeit, langsam den Rückweg einzuläuten. Auch wenn es schwerfällt und ich persönlich noch ewig dem leisen Plätschern des Flusses hätte folgen können, soll es hier rechter Hand den Abhang hinauf in Richtung Ebing gehen. Der kleine Trampelpfad mündet auf einen größeren Waldweg. Einmal links abgebogen geht es durch einen ziemlich lichten Wald zur Ebinger Alm, die eine gute Zwischenstation für eine kleine Stärkung ist.

Bei mir war sie leider geschlossen, also hieß es direkt, links davon auf den Waldweg neben dem Maisfeld in Richtung Nordwesten zum Innwerkkanal spazieren. Ich war ja davon ausgegegangen, dass der Kanal höhengleich zur Umgebung verläuft. Aber kaum, dass ich aus dem Wald auf den Radweg neben dem Kanal trete, geht es steil 20-30 Meter hinab zu einer betonierten Kanalpfanne durch die ein Teil des Inns geleitet wird. Und das ganze Konstrukt ist über 20 km lang und mündet erst bei Töging hinter einem Wasserkraftwerk wieder in den Inn. Ein ziemlicher Aufwand das Ganze und beim Bau vor über 100 Jahren war es auch eine der größten Baustellen in ganz Europa.

Der Wander- und Radweg neben dem Kanal ist ziemlich groß und eher unspektakulär. Vor allem steht die ganze Szenerie im starken Kontrast zum vorher gesehenen: Dort ein natürlich Fluss und ein winziger Pfad durch die Fauna. Hier ein betonierter begradigter Kanal mit einem ebenso künstlichen Weg und natürlich keinerlei Hangbewaldung. So geht es also diese knapp zwei Kilometer bis zur Brücke über den Kanal und dann auf der anderen Seite eine kleine Anhöhe hinauf bis zur Staatsstraße zwischen Mühldorf und Waldkraiburg. Wer möchte kann über die Staatsstraße in den Wald und dann auf enem großen Waldweg bis in die Siedlung Föhrenwinkel laufen. Ich habe mir das gespart und bin direkt an der Straße bis zur Siedlung und darüber hinaus weiter nach Waldkraiburg gelaufen; das kurze Waldstück hätte den Gesamteindruck von diesem verbauten Waldteil auch nicht wirklich geändert.

Der Hauptstraße folgend geht es weiter hinein in die Ortschaft, bis man parallel zur Eisenbahntrasse und am alten Bahnhof vorbei weiter nach Westen läuft. Waldkraiburg bietet nördlich der Eisenbahntrasse auch ein zwei Einkehrmöglichkeiten. Für alle anderen endet der heutige Ausflug am Regionalbahnhalt Waldkraiburg kurz hinter der Bayernbrücke

In diesem Sinne

Kurz bevor das Wetter wieder schlechter wird, gibt es noch einmal einen Ausflug in das wildwuchernde Grün am Inn. Von Mühldorf führt uns der Weg durch Wald und Wiesen immer soweit wie möglich am Inn entlang bis nach Waldkraiburg. Neben der guten Erreichbarkeit besticht dieser Ausflug durch seine absolute Ruhe, Abgeschiedenheit und die in Teilen sehr urige Umgebung. Für alle, die gerne abseits ausgetretener Wege unterwegs sind und kein Problem mit unwegsamen Gelände haben genau das Richtige, um sich zu erholen, Kraft zu tanken und den Kopf frei zu bekommen.

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