Auf die Reuterwanne

Der Winter ist in den letzten Zügen, die Tage werden wieder länger und das Wetter tendenziell immer besser. Das heißt auch, dass bald wieder längere Tageswanderungen möglich und die Berggipfel mit normaler Ausrüstung erreichbar sind. Nach der letzten starken Abkühlung Anfang März habe ich nicht mehr warten wollen, bis das Wetter durchgehend warm ist und die neue Wandersaison für mich mit einem Ausflug auf die Reuterwanne eingeläutet.

Inhalt

Die Reuter wer? fragt Ihr Euch vielleicht. Und ich muss gestehen, dass ich selbst jahrelang an diesem kleinen Berg immer vorbeigefahren bin. Und das obwohl ich erst letztes Jahr auf dem Edelsberg direkt daneben war. Ohne steile Hänge und gerölligen Gipfelbereich wirkt die Reuterwanne irgendwie unscheinbar inmitten der vielen schroffen Berggipfel im Tannheimer Tal. Nachdem ich jetzt aber dort war, muss ich sagen, dass es ein super Berg ist, um sich sozusagen „einzulaufen“ und auch für Ausflüge mit Kindern. Der Grüntensee bietet zudem eine schöne Kulisse, die es von oben zu bewundern lohnt; Im Sommer auch super als Ausklang geeignet.

Routenüberblick

Los geht es am Campingplatz bzw. dem Camper-Parkplatz bei den Buron-Liften. Entweder kommt man dorthin mit dem Bus von Nesselwang. Wer nichts gegen ein bisschen mehr Wandern hat, kann auch vom Regionalbahnhalt Wertach-Haslach am Grüntensee-Ufer entlang bis zu den Liften laufen. Dann sollte man eine gute halbe Stunde zusätzlichen Fußmarsch einplanen. Die ganze Tour dauert ungefähr 4 bis 4,5 Stunden, was aber auch ein wenig an den Wegverhältnissen liegt; bei mir waren die Wege teilweise noch verschneit, was das Vorankommen etwas verlangsamt. Mit knapp 12,5 km und etwa 730 Höhenmetern ist die Tour sehr gut auch für alle nicht Alpinerfahrenen zu schaffen. Hier gibt es noch einmal die Kurzfakten:

Reuterwanne (Download Route)

Routen-EndpunkteParkplatz Buronlifte
Routen ÖPNV-AnschlussRegionalbahn & Bus
Routenlänge12,56 km
Routendauer4 - 4,5 Stunden
Routen-Höhendifferenz⬈ 736 Hm
⬊ 736 Hm

und natürlich die Karte

Aufstieg in der Waldschneise neben der Piste

Vom Parkplatz an der Tal“station“ der Buron-Schlepplifte geht es ein Stückchen nach Westen auf der Landstraße und dann kurz vor dem Campingplatz-Gelände auf die andere Straßenseite und östlich vom Schanzenbach in den Wald hinein. Dass die Lifte fahren, habe ich schon lange nicht mehr erlebt, da muss schon richtig viel Schnee liegen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum drumherum jetzt ein Kinderpark mit Rutschen und Stadl aufgestellt wurde. Im Sommer ist schon immer recht viel los, vor allem, weil der Parkplatz bei Campern wegen seiner direkten Nähe zum Grüntensee sehr beliebt ist.

Im März ist hier aber mehr oder weniger tote Hose, so dass man ungestört in dem kleinen Waldstückchen aufsteigt, das zur Begrenzung der Skipiste – jetzt einfach ein riesiger Wiesenstreifen – zum Glück stehen gelassen wurde. Auf schön lockerem Waldboden, der von unzähligen Wurzeln durchzogen ist, geht es langsam aber stetig den Berg hinauf. Wer Glück hat, sieht auch eines der schönen Waldameisen-Nester, die bis zu 1 m hoch aus Reisig und Astresten aufgetürmt im Wald meist in der Nähe eines Baumes stehen.

Aufstieg zur Reuterwanne parallel zu den Buron-Liften auf einem schönen Waldpfad
Aufstieg parallel zu den Buron-Liften auf einem schönen Waldpfad

Rechterhand fließt der Schanzenbach, wenn er denn fließt. Als ich unterwegs war, plätscherte es schon, aber die große Schneeschmelze war scheinbar noch nicht gewesen. Peu a peu zieht die Steigung an, so dass man zunehmend merkt, dass es bergauf geht. Gerade angenehm, nicht zu stark und auch nicht zu lasch. Die Bäume sind teilweise noch sehr kahl, sodass die Sonne schön hindurchscheint und man nicht im absoluten Schatten laufen muss.

Trockengefallenes Bachbett neben dem Waldweg hinauf zur Reuterwanne
Der Weg schlängelt sich zwischen den Bäumen und einem trockengefallenen Bachbett hindurch nach oben

Oberhalb der Lifte geht es durch dichten Wald zum Gipfel

Nach einer guten halben Stunde stetigen Aufstiegs queren wir die Versorgungsstraße zur Buronhütte und kurz darauf ist auch die Umkehranlage des Schleppliftes und der Pistenanfang passiert. Westlich der zweiten Liftanlage geht es nun tiefer in den Wald hinein und in diesem kühleren Bereich warteten dann schon die ersten Schneefelder auf mich. Also unbedingt wasserdichtes und festes Schuhwerk nutzen! Der Weg schraubt sich in kleineren Serpentinen stetig den Berg hoch, wobei es bei den vielen kleinen (Sackgassen)-Abzweigen etwas verwirrend ist, zu wissen, wo nun der Hauptweg entlang führt.

Kurz vor der Weggabelung mit dem von Jungholz kommenden Weg heißt es dann besonders aufpassen, da der Weg leicht ausgeschwemmt an einer steilen Wiese mit von einem Sturm umgewehten Bäumen entlang führt und hier das tauende Eis eine matschige Pampe hinterlassen hat. Diese Wiese zu queren ist etwas tricky, da man leicht abrutschen kann. Sobald das geschafft ist, heißt es entscheiden, wie es weiter gehen soll. Den eigentlichen Hauptweg über das Endstück des zweiten Skilifts war dermaßen verschneit und vereist, dass er ohne Steigeisen/Grödlis – die ich natürlich vergessen hatte – nicht unfallfrei zu begehen war. Also habe ich mich nolens volens für die dicke Forststraße entschieden, die allerdings zunächst wieder ein Stückchen bergab führte.

Nach etwa 400 Metern ging dann linker Hand ein ebenfalls kleiner Weg ab, der hinauf zum Gipfel führen sollte. Anfangs noch gut passierbar, ging es zunächst erhöht vom Forstweg wieder ein Stückchen zurück über eine Wiese und dann im Wald auf einem kleinen Trampelpfad mit zunehmend höherem Schnee bergan. Die Weggabelung mit dem Hauptweg ist nicht gekennzeichnet, die Fußspuren und die eigene Orientierung verraten aber, dass man rechts und nicht links zum Gipfel abbiegen muss.

Die letzten 300 Meter werden zunehmend steiler und ein zweimal sind auch kleinere, steile Eisplatten zu überwinden, was nicht ganz so einfach ist. Wie das die Leute mit den Turnschuhen schaffen wollen, die ich vorhin überholt habe, ist mir schleierhaft. Das letzte Stück läuft dann noch relativ nah an der steilen Abbruchkante, die im oberen Gipfelbereich existiert – aber von unten nicht wirklich zu erkennen ist.

Und dann ist der Gipfel erreicht, wie es sich gehört mit typischem Kreuz und Gipfelbuch, in das ich mich natürlich eintrage.

Gipfelkreuz der Reuterwanne über einem Wolkenmeer
Das Gipfelkreuz der Reuterwanne. Dahinter geht es steil bergab

Hinter dem Gipfelkreuz geht es einige Hundert Meter steil bergab, auf der anderen Seite wartet dagegen eine flach abfallende Wiese, die zu einem Päuschen mit Blick auf Jungholz und das Tannheimer Tal mit den angezuckerten Bergen einlädt.

Ausblick von der Reuterwanne in Richtung Tannheimer-Tal, Gaißhorn und und Einstein am Horizont
Traumblick auf das Tannheimer Tal

Abstieg über die Alpe Obere Reuterwanne

Auch wenn die Bilder es nicht zeigen, war es im März trotz der Sonne noch sehr kühl hier oben. So war es nach 15 Minuten gemütlichen Ausruhens und in die Ferne träumen auch wieder Zeit den Anstieg anzutreten. Und damit das Ganze nicht langweilig wird, ging es natürlich auf einem anderen Weg bergab. Über die flach abfallende Wiese folgen wir also erst dem Weg nach Jungholz und biegen dann auf Höhe der noch teilweise eingeschneiten Alpe Obere Reuterwanne links ab in Richtung Alpe Stubental. Hier befinden wir uns direkt an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich rund um die österreichische Exklave Jungholz. Immer wieder sind am Wegesrand noch übermannshohe Schneedünen; zum Glück ist der Weg halbwegs frei.

Eine 2m hohe Schneewehe neben dem Weg von der Reuterwanne hinab ins Tal
Im März sind noch größere Schneefelder vorhanden

Wir halten uns immer linker Hand, damit wir nicht aus Versehen ins Vilstal abbiegen und bei Pfronten rauskommen. Waren die Wege beim Aufstieg nur teilweise mit Schnee bedeckt sind hier alle Wege mit gut 30cm langsam tauenden Schnee belegt, so dass der Abstieg ein wenig rutschig ausfällt. Wer Stöcke dabei hat, ist definitiv im Vorteil. Langsam wird auch die Sonne in dem ohnehin dunkleren Tal weniger und so entsteht eine schöne Stimmung mit den verschneiten Wegen, die langsam schattiger werden und der Sonne am Ende des Tals.

Die Wege um die Reuterwanne sind im März noch sehr verschneit
Es liegen noch gut 30cm Schnee auf den Wegen

So geht es gut 2,5 km bergab, wobei der Schnee mit jeden weiteren abgestiegenen Höhenmeter merklich weniger wird. Dafür werden die kleinen Rinnsale über und neben dem Weg mehr und einen Abschnitt laufen wir auch oberhalb des Reichenbachs, der im Grüntensee endet. Nach gut 40 Minuten geht es auf Höhe der Haslacher Alpe aus dem Wald hinaus und auf der Versorgungsstraße weiter den Berg hinab.

Wieder einen guten Kilometer später verlassen wir die Straße in ihrer Rechtskurve und laufen wieder in den Wald hinein, um kurz darauf die Landstraße zu den Buronliften zu queren und auf der anderen Seite über Wald und Wiese zur Staumauer des Grüntensees zu laufen. Alle mit Ziel Wertach-Haslach können hier direkt aussteigen und haben nach wenigen Hundert Metern den Bahnhof erreicht. Der Rest lässt mit mir die Bergtour bei einem schönen Spaziergang entlang des Grüntensee-Ufers ausklingen. Wäre es nicht so kalt gewesen, hätte ich gerne noch eine kleines Bad eingelegt. So war es aber auch schön auf das ruhige Wasser zu blicken, während man mehr oder weniger allein bis zum Parkplatz zurücktrottet und innerlich das schöne Erlebnis Revue passieren lässt.

In diesem Sinne

Die Wandersaison ist eröffnet, zumindest habe ich das für mich beschlossen. Und was gäbe es besseres als nach den ganzen tristen Wintertagen mit viel Drinnensein rauszukommen und sich bei kleineren Bergtour wieder ins Wandern einzugrooven. Neben den Münchner Hausbergen ist dabei vor allem das Allgäu eines meiner Lieblings-Erkundungsgebiete. Und so steht heute die bisher von mir zu Unrecht verschmähte Reuterwanne auf dem Wanderplan. Mit 700 Höhenmetern und guter Erreichbarkeit mit der Regionalbahn ist sie ideal für eine leichtere Wanderung und kann auch im Früh-Frühling bestiegen werden. Danach hat man bestimmt gute Laune und Lust auf all die kommenden Wanderungen.

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