Fröttmaninger Heide mit Isarabstecher

Ja es gibt sie doch die schönen Wintertage, die einen trotz des Schneemangels, der kalten Temperaturen und reglosen Natur nach draußen locken. Wenn dann noch die Sonne scheint, heißt es die Gelegenheit am Schopf zu packen und ein wenig die Umgebung auszukundschaften. Und genau so ein Wintertag habe ich genutzt, um mal wieder eine kleine Tour in München zu unternehmen. In letzter Zeit häufen sich die Auflüge in und um die Stadt (z.B. nach Nymphenburg), weil ich mir vorgenommen habe alle größeren Grünflächen einmal kennzulernen. Aber natürlich liegt es auch an der Jahreszeit, die für kürzere (und längere) Wanderschaften mit langen Anfahrten nicht unbedingt die Beste ist. Also beides kombinieren und schon wird ein Schuh draus. So bin ich auf der Suche nach einem Ausflugsziel im Münchner Norden fündig geworden. Ich war bereits einmal bei Hochbrück im Schweizerholz und an der nördlichen Fröttmaninger Heide und so geht es heute daran, den südlichen Teil kennenzulernen.

Inhalt

Damit das ganze noch ein wenig interessanter wird und auch ein Ausflug ist, der diese Bezeichnung verdient, habe ich neben der südlichen Fröttmaninger Heide noch eine kleine „Gipfeletappe“ auf den Fröttmaninger Berg sowie einen kleinen Spaziergang an der Isar eingebaut. Zum Schluss geht es noch über die Panzerwiese, so dass alle Sinne genug neue Eindrücke bekommen und auch die Entspannung nicht zu kurz gerät.

Routenüberblick

Startpunkt ist der S-Bahnhof Unterföhring, wohin man – wenn die S-Bahn fährt und nicht gerade wieder Baustelle ist – recht gut von der Innenstadt kommt. Dann geht es knapp 13 km durch feuchtes Ufergebiet und ausgetrocknete Heidelandschaft, so dass festes Schuhwerk schon hilfreich ist. Nach knapp 3,5 Stunden ist dann der Zielpunkt Dülferstraße erreicht, von wo es entspannt zurück in die Stadt mit der U-Bahn geht. Die Kurzfakten und Route zum Download findet Ihr hier:

Froettmaninger Heide (Download Route)

Routen-EndpunkteUnterföhring
Dülferstraße
Routen ÖPNV-AnschlussS-/U-Bahn
Routenlänge12,70 km
Routendauer3,5 - 4 Stunden

und hier die Karte dazu

Von Unterföhring bis an den Fuß des Fröttmaninger Bergs

Los geht’s in Unterföhring beim S-Bahnhof. Unterföhring selber ist geprägt durch die ganzen Medien-Firmen, die hier ihre Studios und Zentralen haben. Wenn man aus dem Bahnhof rauskommt und der Bahnhofstraße folgt, sieht man aber, dass es auch ein ganz kleines Orts“kernchen“ gibt. Der Straße folgend queren wir die Münchner Straße und dann neigt sich der Weg leicht bergab in RIchtung Isar. Nach knapp 10 Minuten ist Unterföhring auch schon passé und wir steigen auf die kleine Überführung des Isarwehrkanals hinauf. Bei Sonnenschein funkelt und schimmert das Wasser in den verschiedensten Blautönen, fast schon unwirklich:

Kurz hinter Unterföhring geht es auf einem kleinen Steg über den Isarkanal und die darunterliegende tiefblaue Isar
Das Wasser schimmert unwirklich blau im Isarkanal

Auf der anderen Seite des Kanals angekommen, geht es steil hinab auf den Isarradweg und noch ein Stückchen tiefer auf den kleinen Trampelpfad direkt am Isarhauptlauf. Entgegen der Flussrichtung folgen wir dann dem Flusslauf Richtung Norden und wenn man so Glück hatte wie ich mit dem Wetter, dann fühlt man sich pudelwohl und am richtigen Fleck. Die Sonne scheint, das Wasser glitzert und in den kleinen Stromschnellen sieht man jeden Wassertropfen spiegeln. DIe Isar führt im Gegensatz zu vielen anderen Flüssen auch ein sehr klares und sauberes Wasser, grad schee. Im Sommer kann man auch noch ein kleines Bad nehmen, zum Ablegen und Ausruhen finden sich zum Glück immer wieder auch klenere Buchten.

Blick auf die Isar und die kleinen Uferwege bei Unterföhring
Auf kleinen Wegen geht es neben der Isar nach Norden

Im Winter ist dafür natürlich zu kalt, so dass wir ganz gemütlich am Wasser entang nach Norden laufen. Ich bin die Tour extra in dieser Richtung gelaufen, damit ich später beim tiefen Sonnenstand auf der weiten Heidefläche nach Westen unterwegs bin und mir die Sonne ins Gesicht scheint. Dafür ist jetzt aber auf dem Weg in den Norden ersteinmal weniger Sonne angesagt. Dennoch gibt ist es eine sehr schöne Aussicht und die paar Nadelbäume geben auch ein bisschen Farbe zum sonst eher tristen grau in grau der Stadt. Also insgesamt super.

Je länger wir unterwegs sind, desto leerer wird es und die Bebauung nimmt auch ab, so dass es noch erholsamer und naturnäher wird. Nach mehr oder weniger drei Kilometern entspannten und gedankenverlorenen Trabens an der Flusskante kommt der Isarsteg ins Sichtfeld, der uns auf die andere Seite bringt. Noch ein Blick nach Süden zeigt das Idyll von dem wir kamen; der Blick nach Norden lohnt leider nicht, ist er doch mit der Autobahnbrücke zugebaut 🙁 (wie so häufig in Bayern sind unzerschnittene Flächen ein rares Gut).

Blick auf die Isar Richtung Süden auf dem Unterföhringer Fußgängersteg
Blick zurück nach Süden

Angekommen auf der anderen Seite halten wir uns auf dem Pfad geradeaus und biegen dann nach knapp 50 Metern links ab, um in südwestlicher Richtung wieder ein wenig zurück zu laufen. Man muss nur aufpassen, dass man nicht direkt an der Isar zurück läuft, sonst verpasst man den Abzweig zum Fröttmaninger Berg. Kurz bevor das Klärwerk Großlappen erreicht ist, gibt es noch eine schönen Abschied vom wassereichen Teil des heutigen Ausflugs: Die Querung des ZUsammenflusses vom Schwabinger und Garchinger Bach.

Bei Großlappen fließt der Schwabinger Bach und der Garchinger Mühlbach wieder zusammen
Kurz vorm Fröttmaninger Berg geht es über den Schwabinger Bach

Hinauf zum Windrad und wieder hinab in die Heide

Wenige Meter später ist auch schon die ziemlich stark befahrene Freisinger Landstraße erreicht, aber zum Glück gibt es hier eine Ampel. Nach der Querung steht dann auch schon der spotrliche Teil des Ausflugs an: Die Erklimmung des Fröttmaninger Bergs; keine Sorge es geht auch ohne Sauerstoffflasche 🙂 In großen Serpentinen führt der Weg auf diese ehemalige Deponie für die Klärschlamme und Abfälle der danebengelegenen Kläranlage. Überall weisen Schilder daraufhin, dass nicht geraucht werden darf, da sich die nach wie vor austretenden Deponiegase entzünden könnten. Schon irgendwie absurd, dass ein ehemaliger Müllberg jetzt als eine Naherholungsfläche dient. Nach nur 70 Höhenmetern ist dann wieder Schluss mit Bergetappe und wir kommen auf knapp 550 m ü. NN auf der Hügelkuppe an.

Auf dem begrünten Plateau steht anstatt eines Gipfelkreuzes eines der wenigen Windräder Münchens, sozusagen als doppelte WIedergutmachnung neben der Begrünung für den früheren Müllhaufen. Auf dem kleinen Treppchen am Windrad hat man einen noch etwas erhöhten Blick und kann ein Panorama von München und den Bergen am Horizont bewundern. Man sollte seinen Blick auf jeden Fall in die Ferne und die Berggipfel schweifen lassen, denn direkt unterhalb des Berges bietet sich nicht gerade der schönste Anblick: Industriegebiet und Autobahn und natürlich das Fußballstadion.

Vom Berg hinab laufen wir Richtung Norden und vorbei an einer verlassenen Kirche, die der Hang wahrscheinlich nach einem Rutsch halb verschluckt hat. Nach nur zwei kleinen Serpentinen ist dann das Normalniveau wieder erreicht und wir müssen die Betonwüste der A9 und den dahinterliegenden Stadionparkplatz überqueren. Ich hatte eigentlich gehofft, dass man auch nördlich der Arena vom Parkplatzniveau hinunter und über die U-Bahngleise kommt. Das war leider nicht so, also heißt es das ganze Parkdeck nach Süden entlangzulaufen, um dann auf Höhe des Zugangs zum U-Bahnhof Fröttmaning über das U-Bahn Werksgelände und die Schienen zu gelangen. Ich war froh, dass ich am Wochenende ohne Spiel unterwegs war, sonst wäre hier sicher deutlich mehr Betrieb gewesen, als jene drei verlorenen Gestalten, die mit mir hier unterwegs waren. Aber abseits von Fußballspielen gibt es östlich der Gleise ja sonst auch nicht so viel zu erleben. Über die Rampe geht es auf die andere Seite, unter einem das U-Bahn-Werksgelände mit einigen schönen historischen U-Bahnfahrzeuge und dann sind wir auch schon in der Fröttmaninger Heide angekommen

Durch die Heide und weiter über die Panzerwiese

Wenn man wie ich in dieser Richtung unterwegs und gegen mittags gestartet ist, kommt man jetzt genau zur Nachmittagssonne hier an und hat einen tollen weiten Blick mit tiefstehender Sonne. Die ganze Landschaft ist in angenehm leicht oranges Licht getaucht. Mit der Sonne im Gesicht und der gefühlten Weite (die sonst in der Stadt Seltenheitswert hat), geht einem richtig das Herz auf. Hier hatte ich – wie vorhin an der Isar auch – einen weiteren Glücksmoment, der mir den sonst recht grauen Winter mit wenig Schnee besonders versüßt. Ein paar versprenkelte Baumgrüppchen geben dem Anblick noch ein zusätzliche Farbtupfer.

Die Fröttmaninger Heide besticht vor allem durch ihre Weite, nur ein paar Bäume stehen in Grüppchen
Heidelandschaft pur mit ein paar versprenkelten Bäumen

Vom Startpunkt bei der U-Bahnstation kann man nach Westen laufen wie man möchte, man sollte nur aufpassen, dass man den kleinen Korridor zwischen dem Helmholtz-Gelände und dem FC-Bayern-Trainingsbereich erwischt. Sonst wird ein größerer Umweg zur Panzerwiese nötig. Ich habe versucht noch ein bisschen Abwechslung in das Heideerlebnis einzubauen, so dass ich nach einigen kleineren Pfaden dann noch in das kleine Waldgebiet Großer Hart gelaufen bin. Auch hier gibt es im nachmittäglichen Sonnenlicht eine schöne Stimmung, die es sich lohnt mitzunehmen.

Inmitten der Fröttmaninger Heide liegt das kleine Waldstückchen "Großer Hart"
Das kleine Wäldchen „Großer Hart“

Nachdem die ganze Fröttmaninger Heide früher ein Truppenübungsplatz war – so wie der nördliche Teil immer noch – ist hier durch die Panzerfahrzeuge eine karge und relativ baumarme Landschaft entstanden. DIes ist wiederum genau das Richtige Habitat für speziell daran angepasste Tiere und Pflanzen. So steht das Gelände auch unter Naturschutz, um einigen seltenen hier lebenden Schrecken- und Vogelarten sowie Gräsern Schutz zu gewähren. Und genau dieses Karge, aber auch Unverbaute macht den Reiz aus. Wenn man hier bei gutem Wetter unterwegs ist, bekommt man nicht nur frischen Wind um die Nase, sondern auch jede Menge Sonne, die wiederum über Vitamin D die gesamte Stimmung nachhaltig positiv beeinflusst.

Es geht nach dem „Großen Hart“ immer weiter Richtung Westen, irgendwann auch wieder auf dem Hauptweg. In dem knapp 200 Meter breiten Korridor zwischen FCB und Helmholtz (wieso gerade hier diese Bebauung genehmigt wurde ist mir schleierhaft) geht es an meterhohen Zäunen entlang bis zur Ingolstädter Landstraße. Die vierspurige Ausfallstraße hat leider eine Mittelplanke, so dass einem nichts andere übrig bleibt als daran entlang nach Nordern bis zur nächsten Ampel zu laufen und dort zu queren. Die ruhige Stimmung aus der Heide ist natürlich erst mal dahin. Aber zum Glück kommt nun noch der letzte Abschnitt auf der Panzerwiese, der einen schönen Ausklang der ganzen Tour garantiert. Auch dieses Gebiet war, wie der Name andeutet, früher ein Truppenübungsplatz. Im Gegensatz zur Fröttmaninger Heide ist der Look and Feel aber doch ein anderer: hier ist es eher grün denn gelblich und nicht so karg. Im Norden begrenzt durch das Hartelholz ist diese Wiese ebenfalls groß genug, um einen ungestörten Blick in die Weite zu ermöglichen. Die Hochhäuser am Ende im Hasenbergl sieht man natürlich, es wirkt aber dennoch sehr weit weg.

Beim Blick über die Panzerwiese nach Süden zeichnet sich die Siedlung am Hart/Hasenbergl ab
Am Ende der weiten Panzerwiese erahnt man die Häusersiedlung

Und so lässt sich zum Endspurt noch einmal entspannt vor sich hintrotten; die Sonne stets im Gesicht. Je nach Belieben und natürlich Tageszeit kann noch ein kleiner Schlenker ins Hartelholz eingebaut werden. Für mich ging es aufgrund der weniger werdenden Sonne – und damit kälter werdenden Temperatur – dann aber auf relativ direktem Weg einmal diagonal über die ganze Wiese zum U-Bahnhof Dülferstraße. Ein Blick zurück bietet nocheinmal ein schönes Bild auf den Sonnenuntergang, den ich mir auch innerlich gespeichert habe, um ihn bei besonders tristen Tagen innerlich wieder aufzurufen.

Die Panzerwiese im Hasenbergl wirkt wie eine wilde Steppenlandschaft im Sonnenuntergang
Traumhafter Sonnenuntergang über der Panzerwiese

Angekommen in der Dülferstraße bringt einen die U-Bahn zurück; die beschwingte und erholte Grundstimmung hält hoffentlich wie bei mir ein paar Tage.

In diesem Sinne

Wie auch schon bei meiner Tour an der nördlichen Fröttmaninger Heide, bin ich von der gefühlten Weite dieser Heideflächen mehr als verzaubert. Gerade auch für alle Wintergeplagten, die wie ich Abwechslung zum grau-kalten Alltag suchen, bietet dieses Gebiet bei gutem Wetter ideale Voraussetzungen zum Sonnentanken und Durchatmen. In Kombination mit dem Abschnitt an der Isar, dem kleinen Aufstieg auf den Fröttmaninger Berg hat man mit dieser Tour quasi ein Rundum-Naturpaket mit verschiedensten Farbeindrücken: von blau über türkis, gelblich und grün und mit etwas Glück noch weiße Berggipfel am Horizont. Also, wenn der Winter mal wieder zu eklig ist: Diese Tour bietet die nötige Abwechslung und hilft gleichzeitig sich zu erholen und zu entspannen.

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