Grüntenwanderung – Hoch zum Wächter vom Allgäu

Ihr habt es wahrscheinlich schon geahnt, aber nach dem Einstieg in die Wandersaison 2023 auf die Reuterwanne, war klar, dass bald eine weitere Bergtour folgen wird. Und dann kommt ja auch noch dazu, dass ich zwar schon einmal auf dem König vom Allgäu – dem Hochvogel – war, Ihr aber bisher keine Routenbeschreibung zum Wächter vom Allgäu auf diesem Blog finden konntet. Das konnte ich natürlich unmöglich so lassen und als ich bei der letzten Wanderung auf die Reuterwanne am Grüntensee entlang gelaufen bin, beschloss ich diesen für das Allgäu besonderen Berg zu besteigen. Gesagt getan und so folgt heute die Tour auf den Grünten.

Inhalt

Das Problem, warum ich Euch bisher diesen Berg nicht vorgestellt habe ist, dass ich auf dem Blog nur Routen direkt in der Nähe von Bahnhaltestellen vorstellen wollte, damit die Anreise angenehmer ist. Dann wären aber so einige Bergtouren weggefallen (nicht zuletzt ja auch der Hochvogel) und so habe ich dieses Credo mittlerweile ein wenig über Bord geworfen und Ihr findet auch Routen mit Busanreise auf dem Blog. Dabei habe ich aber irgendwie den Grünten vergessen 🙂

Routenüberblick

Start der heutigen Tour ist das Brauörtchen Rettenberg im Allgäu, dass mit Zötler und Engelbräu gleich zwei Brauereien aufweisen kann – und auch sehr stolz darauf ist. Mit dem Zug nach Immenstadt kommt man dorthin auch mit dem Bus, alle anderen mit Auto können sowieso problemlos anreisen. Natürlich kann man auch von Kranzegg zum Grünten aufsteigen, da war mir aber mit einigen Versorgungsstraßen und den ganzen Liftanlagen zu viel Bebauung auf dem Weg, also startet die Tour in Rettenberg und endet dort auch wieder. Mit knapp 12 km ist die Tour nicht sonderlich lang, dafür bieten die knapp 1200 Höhenmeter genügend Forderung und sind auch ideal um die im Winter plattgesessenen Gesäßmuskeln wieder auf Vordermann zu bringen. Ich würde gute 4,5 bis 5 Stunden einplanen, dann kann man auch gemütlich die Landschaft genießen und noch einen Stop in der Grüntenhütte einlegen. Hier findet Ihr die Kurzfakten:

Grüntentour (Download Route)

Routen-EndpunkteRettenberg
Routen ÖPNV-AnschlussRegionalbahn & Bus
Routenlänge12,22 km
Routendauer4,5 - 5 Stunden
Routen-Höhendifferenz⬈ 1235 Hm
⬊ 1236 Hm

und meine Route

Aufstieg über die Alpe Kammeregg

Am Ortsende von Rettenberg geht es kurz vor der Brauerei Zötler von der Hauptstraße nach rechts, am Wanderparkplatz vorbei und auf dem kleinen Trampelpfad in den Wald. Über Stock und Stein führt der kleine Weg in kleinen Schleifen stetig den Berg hinauf und lässt einen die heutige Wanderung gemütlich angehen. Nach ca. 1,5 km öffnet sich der Waldpfad zu einer Wiese und die Alpe Kammeregg ist erreicht. Hier führt auch die asphaltierte Versorgungsstraße zur Grüntenhütte entlang.

Wir halten uns kurz vor der Alpe linker Hand, passieren den Weidezaun und biegen auf einen deutlich angenehmeren Wanderweg auf einer Wiese ein. Je nach Wetter und Tageszeit sollte man gut planen, wann man hier unterwegs ist, weil die Sonne schon ganz gut runterbrennen kann. Bei mir war es etwas wechselhaft, aber dennoch kam ich auf diesem Weg mit der von oben brennenden Sonne deutlich ins Schwitzen.

Auf diesem Weg geht es weitere 500 Höhenmeter und 2 km den Berg hinauf, bis die Grünten-Skulptur (ein Holzpenis) erreicht ist. Hier wird es deutlich voller, da einige E-Bikefahrer auf der Versorgungsstraße bis zur Grüntenhütte gefahren sind und nur das letzte Stück zum Grünten aufsteigen. Wir reihen uns also in den Hauptweg ein und erreichen nach 15 Minuten und einem serpentinenreichen Aufstieg das Gipfelplateau vom Grünten. Hier war so viel Trubel – der Grünten ist eben doch ein beliebtes Ausflugsziel -, dass ich auf ein Photo verzichtet habe. Dafür gibt es ein Bild hinab ins Starzlachtal – wo ich ebenfalls vor Kurzem war, das mit seiner Klamm ebenfalls zu begeistern weiß.

Ausblick vom Grünten hinab ins Tal, das von der Starzlach geschaffen wurde. Am Rande ist Sonthofen zu erahnen
Ausblick vom Grünten hinab ins Tal, das von der Starzlach geschaffen wurde.

Und ein weiteres Bild vom Grat hinüber zur Hochwartspitze, die eigentlich nur noch aus der Sendeanlage der Station vom Bayrischen Rundfunk besteht. Erst vor kurzem titelte die Allgäuer Zeitung, dass das Mega-Projekt Bergwelt am Grünten, das unter anderem einen Ausbau der alten Liftanlagen vorsah, geplatzt sei. Ich bin ehrlich gesagt nicht traurig, vor allem da in Zukunft auf den nur 1600 Meter hohen Bergen sowieso nur noch kaum Schnee vorhanden sein dürfte und jetzt schon sehr viel los ist; was dann sicher noch einmal deutlich gesteigert worden wäre.

Vom Grünten sieht man die nahegelegene Hochwartspitze mit der überdimensionierten Radioantenne des BR
Die Hochwartspitze mit der Sendestation des BR ist nur ein Katzensprung

Die Seilbahn auf die Hochwartspitze sieht man nur am Rande. Ich glaube der BR ist der einzige Radio/Fernsehsender der eine eigene Seilbahn hat.

Weiter zur Hochwartspitze und in einer Schleife zurück zur Grüntenhütte

Das wollte ich mir natürlich genauer ansehen und ja – wie meistens – auch auf einem anderen Weg zurückkommen, als hin. Also gings auf dem Grat die knapp 300 Meter hinüber. Als ich ankomme trifft gerade eine Seilbahnkabine mit 1 einzigen Person ein; so schlecht scheints dem Sender nicht zu gehen, wenn man sich so eine Beförderung leisten kann 🙂 Vom Gipfel ist nicht mehr viel übrig mit der ganzen Bebauung also trete ich die Rückkehr in einer Schleife über die Alpe Roßberg an.

In südlicher Richtung geht es das Grüntenhaus rechts liegend lassen an einer kleinen Baumreihe entlang hinab ins Tal. Kurz vor dem Beginn des Stuhlwandgrats, der wirklich sehr schmal ist, biegen wir links auf den Serpentinenweg ein. In Kurven laufen wir die mühsam erklommenen Höhenmeter wieder hinab und biegen auf Höhe der Oberen Schwandalpe auf den breiten Forstweg. Hier traversieren wir auf knapp 1300 m ü. NN das grüne Bergmassiv – oberhalb zu unserer Linken können wir die Antenne und das Grüntenplateau sehen.

Ca. 1,5 km geht es so immer geradeaus, bis die Alpe Roßberg näher kommt und wir schließlich dahinter auf den kleinen Pfad links einbiegen, der uns wieder bergan führt. Nun heißt es wieder 200 Höhenmeter unterhalb der Felswand aufsteigen und den Grünten hinter uns lassen. Relativ gerade steigt der Weg an und nur das letzte Stückchen, das uns über den Grat bringt ist etwas steiler. Kurze Zeit später ist auch wieder der Holzpenis erreicht und nun halten wir uns rechts und steigen das kurze Stück bis zur Grüntenhütte ab. Hier ist nach dem Trubel vorhin erstaunlich wenig los, so dass ich mir kurzerhand eine gemütliche Auszeit mit Apfelstrudel und Blick auf die umwölkten Hochalpen am Horizont gönne:

Auf der Grüntenhütte kann man es sich gut gehen lassen und den Ausblick auf Tal und Hochalpen genießen
Gemütlicher Ausklang auf der Grüntenhütte

Abstieg über die Versorgungsstraße

Das Wetter zog auf meiner Tour leider langsam zu und wurde auch windiger, so dass ich kurzerhand beschloss über die Versorgungsstraße abzusteigen und nicht wie ursprünglich geplant noch einen weiteren Schlenker Richtung Kranzegg einzubauen. Zusammen mit zahlreichen Radfahreren, die ich in diesem Moment für ihr Rad beneidet habe, geht es die knapp 400 Höhenmeter relativ unspektakulär auf Asphalt hinab. Auf halbem Weg zieht dann der Himmel doch noch einmal auf, aber da war es dann zu spät für einen Schlenker. Nun denn weiter hinab, und die schöne Landschaft drumherum genießen.

Schneller als man denkt, ist die Distanz überwunden und die Alpe Kammeregg wieder erreicht. Hier kann ich dann endlich wieder vom Asphalt auf einen angenehmen Waldboden wechseln und das letztes Stückchen nocheinmal etwas Baumumgebung genießen. Eine gute Viertelstunde später ist auch das schon wieder passé und der Ausgangspunkt bei Rettenberg erreicht. Ein letzter Blick nach oben zeigt den Wächter vom Allgäu in schönster nachmittäglicher Sonne und so lässt sich dieses schöne Bergerlebnis innerlich auch am besten abspeichern:

Blick von Rettenberg auf den Grünten und den BR-Turm auf der Hochwartspitze
Noch ein letzter Blick zurück auf den Berg

In diesem Sinne

Es hat ein wenig länger gedauert als geplant, aber jetzt ist der Wächter vom Allgäu auch auf Draußen tut gut! vertreten. Die etwas beschwerliche Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln soll nicht davon abhalten, diesen markanten Berg zu besuchen. Mit Aufstieg von Rettenberg kann man mehr oder weniger bis auf den Gipfelteil ein total entspannte und nicht überlaufene Bergetappe genießen, die einen weiten Blick bei gutem Wetter bis Kempten und in die andere Richtung in die Allgäuer Hochalpen garantiert. Mit 1200 Höhenmetern ist die Tour sportlich auch deutlich anspruchsvoller als viele der umgebenden Hügel. Also nichts wie hin auf den Wächter vom Allgäu!

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