Über den Leybachtobel zum Hinanger Wasserfall

Jetzt hatte ich gerade so einen guten Lauf mit meinen Allgäuausflügen, deswegen gibt es nach der Starzlachklamm gleich die zweite Tobelwanderung in diesem Jahr. Mein Ziel bleibt es peu a peu sämtliche irgendwie begehbaren Tobel und Schluchten mit Wasserlauf im Allgäu zu erkunden und hier unter dem Stichwort Allgäuer Tobel vorzustellen. Heute ist der Leybachtobel dran und nicht nur der, sondern über einen kleinen Schwenk auch der Hinanger Wasserfall. Nicht alle Tobel sind gleich schön, aber gerade der Hinanger Wasserfall ist in meinen Augen ein absolutes Muss.

Inhalt

Routenüberblick

Der Leybach und Hinanger Bach klingen jetzt erstmal relativ unspektakulär, aber wie so oft kann man sich beim bloßen Blick auf die Karte und den Namen auch schnell täuschen. Der Tobel ist nicht unbedingt der Bekannteste, was den ganzen Ausflug entspannt und vor allem ruhig macht. Mit der kleinen Bergtour, die auch zum Teil durch ein Hochmoor führt sowie dem Wasserfall zum Abschluss ergibt sicht ein sportlich sehr ausgewogener und landschaftlich wirklich bezaubernder Ausflug, der einen rundum glücklich den Tag ausklingen lässt. Startpunkt ist das Dorf Altstädten, das eine Bahnstation hinter Sonthofen liegt. Mit knapp 15 km gehört diese Tour auch definitiv zu den längeren Tobeltouren und die aufsummierte Höhendifferenz von 1000 Metern zeigt schon, dass es hoch ins Gebirge geht; wenn auch nur bis knapp 1600 m ü. NN. Mit 5 Stunden Zeit im Gepäck ist man auf der sicheren Seite und hat so auch genügend Puffer, um an den schönsten Stellen länger zu verweilen und in die Natur abzutauchen. Hier gibt es noch einmal die Kurzfakten

Leybachtobel & Hinanger Wasserfall (Download Route)

Routen-EndpunkteAltstädten
Routen ÖPNV-AnschlussRegionalbahn oder Bus
Routenlänge14,98 km
Routendauer3,5 - 4 Stunden
Routen-Höhendifferenz⬈ 1011 Hm
⬊ 1011 Hm

und die Route

Durch den Tobel bis zum Altstädter Hof

Vom Bahnhof in Alstädten muss zunächst der Ort einmal komplett durchquert werden bis man auf der anderen Seite der Bundesstraße die Freizeitanlage erreicht. Kurz dahinter führt der Weg über den ersten kleinen Steg auf die andere Seite des ebenfalls nicht besonders großen Leybach. Hier stapft es sich dann gemütlich auf einem von Wurzeln durchzogenen Pfad bergan, wobei die Steigung anfangs noch recht gering ist.

Kleine Pfade parallel zum Leybachtobel führen über Wurzeln und Steine stetig den Berg hinauf
Der kleine Pfad direkt nebem dem Tobel führt konstant bergan zum Sonthofer Hörnle

Gerade im Frühling ist die Stimmung besonders schön: Das Licht scheint durch die gerade aus der Winterstarre erwachenden Bäume und man spürt förmlich, wie die Natur die kalten Tage abschüttelt und sich auf eine neue Saison einstimmt. Junge Knospen zeigen sich rechts und links, die ersten Käfer kreuzen den Weg. Nicht zu vergessen die Waldameisen, die fleißig am Reisig sammeln sind. Mit etwas Glück sieht man dann auch einen der kunstvollen Ameisenhügel, wo dann das Eingesammelte ausgeklügelt zusammengefügt wird, um sowohl einen festen Bau als auch genügend Durchlüftung sicherzustellen.

Der Wald erwacht langsam aus dem Winter entlang des Leybachtobels bei Altstädten
Der Wald um den Leybachtobel herum erwacht langsam aus dem Winter
Eine Knospe am Waldboden kündet vom Frühlingsbeginn
Eine Knospe am Waldboden zeigt den Frühlingsbeginn

Bei den ganzen Eindrücken sollte man aber am besten stehenbleiben, um die kleinen Wunder der Natur zu bestaunen oder zumindest zwischen dem Bewundern der Umgebung nicht den Weg aus den Augen verlieren: Die Wurzeln machen es nämlich nicht ganz so einfach zu laufen und gleichzeitig ohne Hinzufallen in der Gegend herumzugucken 🙂 .

Rechts von uns plätschert der kleine Bach in seinem selbst geschaffenen Trog. Auch wenn er nicht besonders groß ist, führt der Anblick eines schnell fließenden Wasserlaufs mit dazugehörigem Plätschern in dieser Umgebung quasi automatisch dazu, dass man sich mit jeder Sekunde mehr entspannt und langsamer sowie tiefer atmet. Letzteres hängt auch mit dem inzwischen stetig stärker ansteigenden Weg zusammen, der einem die ersten Schweißperlen auf die Stirn treibt. Nach etwa 4 km Wegstrecke ist die letzte Furt über den Leybach erreicht, kurz nachdem dieser aus dem Berg getreten ist. Hier geht es linker Hand aus dem Wäldchen hinaus und auf die Versorgungsstraße, die weiter bergauf zum Altstädter Hof führt.

Vorbei am Sonthofer Hörnle und durch das Hochmoor geht es in einem Bogen wieder hinab zur Sonnenklause

Auf knapp 1300 m ü. NN erreichen wir dann schließlich den Altstädter Hof, der für alle Hungrigen ohne eigene Verpflegung sicherlich einen Besuch wert ist. Für alle die mit den bisherigen 600 Metern Aufstieg bedient sind, kann der Alstädter Hof auch das Tagesziel nach der Tobeltour sein. Wer wie ich noch nicht ausgelastet ist, folgt mir an der Alm vorbei auf dem zunächst breiteren Forstweg weiter bergan. Zwischendrin gibt es kleine Abkürzungen auf einem Trampelpfad und dann gehen auch schon die kleinen Wegabstecher zum Sonthofer Hörnle links ab. Das habe ich mir gespart und bin stattdessen weiter bergauf bis der Weg in einem Hochmoor landet. Auf einem kleinen aufgeständerten Pfad wird das Moor gequert, damit nichts kaputt getrampelt wird und schon erreichen wir den breiten Kamm zwischen dem Gehrenkopf und Sonnenkopf.

Leicht bergauf führt uns der Trampelpfad nach Süden. Circa 1 km später ist der höchste Punkt der Tour beim Abzweig zum Tal erreicht. Hier soll es also wieder bergab gehen. Den Abstecher zum Sonnenkopf habe ich mir ebenfalls gespart, da ich noch den Hinanger Wasserfall besichtigen wollte und der Himmel zunehmend zuzog: keine allzu gute Situation am Berg. Ein letzter Blick in die Hochalpen und dann geht es auch schon in ziemlich kleinen, steilen Serpentinen hinunter.

Toller Ausblick unweit des Sonthofer Hörnles auf die angezuckerten Allgäuer Hochalpen bei Oberstdorf im März
Die Allgäuer Hochalpen sind noch schneebedeckt

Die mühsam erklommenen Höhenmeter sind im Nu wieder abgebaut und ehe man sich versieht ist man auf nur noch 1400 m ü. NN am Ende des Serpentinenwegs angekommen. Über Wiesen und durch kleine Waldstückchen geht es weiter hinab in größeren Bögen. Im März verbleiben trotz des eingeläuteten Frühlings hier oben immer noch einige größere und kleinere Schneefelder und die Wiesenteile, die frei sind, sind entsprechend matschig.

Der Weg führt über eine teilweise schneebdeckte Wiese bergab. Am Himmel bildet sich ein imposantes Wolkenspiel.
Zwischen Schnee und Matschwiese geht es bei imposanten Wolkenspiel wieder bergab

Also heißt es nicht zu schnell absteigen, um nicht ins Rutschen zu kommen. Wenn das mal kein gutes Oberschenkeltraining ist, dann weiß ich auch nicht. Der Schnee sorgte bei mir aber dafür, dass es trotz der schwärzer werdenden Wolken noch einigermaßen hell ist, sodass die Stimmung nicht allzu stark leidet. Also trotz anstrengenderem Abstieg hatte der Schnee auch etwas positives. Nach dem letzten Wiesenabschnitt kommt auch schon die Sonnenklause in Sichtweite. Für meinen Geschmack ist das Hotel ein wenig überdimensioniert für diese Naturkulisse, aber es scheint sich auszuzahlen, der Anzahl der Autos nach zu urteilen.

Rückweg über den traumhaften Hinanger Wasserfall

Das riesige Wellness-Hotel zur Rechten lassend müssen wir jetzt ein Stückchen auf der Straße entlang laufen. Kurz vor der Querung des Hinanger Bachs geht rechterhand ein Trampelpfad ab, der uns zunächst oberhalb des Bachs ein Stückchen nördlich führt, um dann nach ca. 400 Metern links in Serpentinen hinab zum Bachbett zu führen. Einige Hundert Meter folgen wir diesem lauschigen Weg, links von uns plätschert das Wasser. Hier würde man nicht vermuten, dass sich nur wenige Meter weiter ein schönes Naturschauspiel abspielt.

Es geht auf einem Steg auf die andere Seite des Wasserlaufs und kurz danach verschwindet das Bächlein auch schon in einem Felsspalt und wir stehen an einer Abbruchkante. Ein lautes Tosen und der Blick nach unten verraten, dass wir oberhalb des Wasserfalls stehen und jetzt nur irgendwie dorthin hinunterkommen müssen. Zum Glück gibt es 100 Meter weiter einen Abstieg in das zerklüftete Gestein, hier und da haben sich kleine Höhlen gebildet und Felsüberhänge. Es sieht ein wenig aus wie in einer Märchenkulisse, Moose in den verschiedensten Schattierungen kleben in kleinen Ausbuchtungen und alles schimmert rot-gelblich mit grünen Tupfern.

Unterhalb der Steilkante geht es an der Felswand entlang wieder dieselbe Strecke zurück, die wir oberhalb als Umweg zum Abstieg laufen mussten und dann stehen wir vor dem unablässig als Wasserfall hinabprasselnden Hinanger Bach.

Der Hinananger Wasserfall hat eine verschnörkelte Schneise in das weiche Gestein gegraben
Kontinuierlich gräbt sich das Wasser in den Stein, sodass eine verschnörkelte Schneise entsteht

Es sieht fast so aus, als hätte jemand mit der Laubsäge diese schnörkelige Struktur in den Stein gesägt. Es war aber dieses kleine Bächlein. Nach seinem rapiden Abstieg sammelt sich das Wasser in kleinen, absolut klaren Pools. Wäre es nicht so kalt, würde man am Liebsten hineinspringen. Aber unabhängig vom Wetter sollte man dies nicht tun, um diese einmalige Kulisse so schön urig zu belassen.

Unten angekommen bildet das Wasser beim Hinanger Wasserfall kleine Pools, in die man am liebsten reinspringen würde
Das Wasser sammelt sich in klaren Pools und bildet mit den farbenfrohen Steinen ein schöner Anblick

Leider ist es schon ein wenig wie in Amerika, wo alle Wege eingezäunt und mit Schildern versehen sind, da die Leute sonst alles kaputt trampeln. So führt auch hier ein Steg durch das Wasserfall-Gelände. Kletterer wird es bei diesen einladenden Wänden sicherlich in den Fingern jucken. So bleibt es beim Anschauen und Staunen ohne Anfassen, das macht auch gute Laune :). Mit ein wenig Abstand wirkt das ganze Setting noch einmal einladender:

Der Hinananger Wasserfall hat eine verschnörkelte Schneise in das weiche Gestein gegraben
Hier sieht man den Hinanger Wasserfall noch einmal in ganzer Breite

Noch eine Etage tiefer geht es auf dem Metallsteg, so dass man die ganze Größe des Wasserfalls mit seinen Ausläufern sieht:

Der Hinananger Wasserfall in voller Größe. Über mehere Stufen geht es einige Meter hinab
Der Hinananger Wasserfall in voller Größe; unten nur noch ein Rinnsal

Wie Ihr seht, hat es mir so gut gefallen, dass ich gleich mehrere Aufnahmen von diesem Fleckchen gemacht habe. Tatsächlich kann man hier mindestens eine halbe Stunde mit Gucken zubringen. Es gibt ja neben dem Wasser noch die verschiedenen Moos-Schattierungen, kleine Tierchen im und am Wasser zu entdecken und natürlich entspannt es auch ungemein, die Umgebung und das Wassertosen auf sich wirken zu lasssen. Für Letzteres gibt es sogar eine kleine Bank, auf der man gemütlich sitzend dem ganzen Schauspiel beiwohnen kann.

Irgendwann ist dann doch genug geguckt und so geht es am Fuß des Wasserfalls dem Hinanger Bach folgend bis zur nächsten Straße, die Hochweiler mit Hinang verbindet. Dort nach rechts wieder ein wenig den Berg hinauf, um dann bei der nächsten Abzweigung links auf den Feldweg nach Altstädten einzubiegen. Der Weg führt uns über bewirtschaftete und abgezäunte Wiesen oberhalb der Ortschaften mit schönem Rundum-Blick und endet an einem kleinen Waldstück. Dem daran anschließenden kleinen Trampelpfad folgen wir nun noch wenige Hundert Meter bergab. Dann ist auch schon wieder das Freibad erreicht, bei dem wir vor ein paar Stunden gestartet sind. Von hier ist es nicht mehr weit, bis der Bahnhof am entgegengesetzten Ortsrand erreicht ist. Mit vielen schönen Eindrücken und auch ein wenig sportlicher Forderung lässt es sich entspannt Abschied nehmen und mit dem Zug zurück zum Ausgangspunkt fahren.

In diesem Sinne

Der auf Karten unscheinbar wirkende Leybachtobel entpuppt sich als bezauberndes kleines Naturidyll unweit von Sonthofen und findet heute auch seinen Platz in der Tobelsammlung von Draußen tut gut! Die sportlich mittelschwere Route bietet dazu noch ein wenig körperliche Verausgabung, eine Durchquerung des Hochmoors Hühnermoos sowie einen tollen Ausblick auf die Berggipfel im Kleinwalsertal. Und als wäre das nicht genug, folgt zum Ende der Tour auch noch ein Highlight der besonderen Art: Der Hinanger Wasserfall mit seiner besonderen felsig-moosigen Kulisse. Wieder einmal eine Tour mit vielen neuen Eindrücken für die Seele und angenehmer körperlicher Forderung. Ideal also, um den Kopf frei vom Alltag zu bekommen und positive Energie mit nach Hause zu nehmen. Daher unbedingt empfehlenswert!

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