Blick in den Wald neben dem Herrensee

Annafließ und Lange Dammwiesen

Der Sommer ist da und was bietet sich da mehr an, als in der Natur zu sein und waldzubaden. Für alle waldverwöhnten Hauptstädter und deren Besucher habe ich einen neuen Waldbade-Vorschlag: Das Naturschutzgebiet Lange Dammwiesen und unteres Annatal im Osten von Berlin. Los geht’s an der S-Bahn-Station Hegermühle nordöstlich von der Strausberger Vorstadt. Ziel ist das etwa 16km entfernte Rüdersdorf. Die Wanderung dauert ca. 4 Stunden im gemütlichen Gang und mit kleinen Pausen. Es lohnt sich aber mehr Zeit einzuplanen und noch eine Badepause einzulegen. Für die An- und Abreise vom Berliner Zentrum sollte man jeweils etwas mehr als eine Stunde einrechnen. Die Route und Kurzübersicht seht Ihr hier: Östlich der S-Bahn-Station Hegermühle erstreckt sich der schöne Herrensee, der über den Annafließ mit dem Stienitzsee verbunden ist. Wir laufen ein Stück in Richtung Norden und dann langsam in den Wald hinein zum Nordende des Sees. Der Weg gabelt sich dann auf, wir halten uns rechter Hand und tauchen ein in die Ruhe des Waldes. In einem großen Bogen nähert sich der Weg dem Seeufer. Hier erscheint der Wald etwas wilder, als bei den sonst häufig vorherrschenden Kiefern-Monokulturen, aber seht selbst: Eigentlich noch etwas zu früh für diese Jahreszeit, konnte ich bei meiner Pause auf dem Waldboden die ersten großen Pilze entdecken und zahlreiche Käfer bei ihrem Treiben beobachten. Obwohl erst ca. 40 Minuten vergangen sind, war hier keine Menschenseele und bis auf das weit entfernte Rattern der S-Bahn hatte man den Eindruck komplett allein hier zu sein. Mit der Kulisse und Ruhe kommt automatisch ein Entspannungsgefühl, das durch fokussierte Atmung noch weiter verstärkt werden kann. Die Gedanken, die sonst rasend im Kopf umherspuken, werden weniger, langsamer und unwichtiger; in diesen Momenten zählt nur das hier und jetzt. Nach einigen Minuten des In-Sich-Gekehrtseins geht es weiter auf dem Weg Richtung Süden….

Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin

Alte Buchenwälder als Seelenbalsam

Nach knapp 2 Monaten Lockdown in unterschiedlicher Intensität werden einige Maßnahmen wieder gelockert, sodass jetzt auch wieder Ausflüge in etwas weiter entfernte Gegenden möglich sind. Auch wenn diese Lockerungen wahrscheinlich nur temporär sind (bis die erwartete zweite Welle einbricht), nutzen Viele die wiedergewonnene Freiheit, um wieder rauszugehen. Während der Lockdown-Phase war ich vor allem in Waldgebieten, die ich mit dem Fahrrad erreichen konnte. Nach zwei Monaten kennt man dann die meisten Orte schon. Deswegen ist es schön, etwas Neues ausprobieren zu können. Nachdem ich vor 4 Jahren im Nationalpark Kellerwald-Edersee war und dort den alten Buchenwald besucht habe, ging es zur Abwechslung mal wieder in ein Naturschutzgebiet. Dieses Mal war das Ziel der Buchenwald Grumsin in Nordbrandenburg, der sogar von der Unesco als Weltnaturerbe anerkannt ist. Die Anreise ist etwas beschwerlicher als bei den meisten von mir vorgestellten Routen. Am einfachsten ist, wenn man Zugriff auf ein Auto hat; es geht aber auch mit der Bahn. Start-und Endpunkt des Ausflugs ist Altkünkendorf ca. 10 km von Angermünde. Mit dem Auto fährt man auf der A11 bis zum Anschluss Joachimsthal und dann auf einer sehr holprigen Straße bis Altkünkendorf. Dort gibt es einen kleinen Parkplatz für Ausflugsgäste. Alternativ fährt man mit der Bahn bis Angermünde und von da mit dem Bus 452 (werktags) bzw. dem Rufbus bis nach Altkünkendorf. In Altkünkendorf gibt es eine kleine Informationstafel mit verschiedenen Routen und Informationen zu der Gegend. Außerdem gibt es einen kleinen Verein, der Führungen in der Kernzone des Naturschutzgebiets anbietet. Ich habe keine Führung gebucht und bin deswegen auch nicht in die Kernzone des Schutzgebiets. Die Kurzfakten seht Ihr hier: Los gehts von der Informationstafel aus dem Dorf nach Westen. Schon in Altkünkendorf fällt einem die Ruhe auf, die man vor allem aus der Großstadt gar nicht kennt. In einem großen Bogen geht…

Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Waldbaden jetzt erst recht!

Corona, Corona-Krise, Covid-19, Kampf gegen Corona, Infektionszahlen, Todesfälle, Beatmungsgeräte, Mundschutz. Egal was man aktuell macht, irgendwo begegnen einem diese Schlagworte zwangsläufig. Es scheint scheinbar nur noch das eine Thema zu geben, am Besten unterfüttert mit täglich (wenn nicht sogar in kürzeren Abständen) neu aufbereiteten Zahlen. Diese Dauerbombardierung mit aussichtslos scheinenden Nachrichten zusammen mit der Tatsache, dass wir alle mehr oder weniger einkaserniert sind, zieht selbst die frohmütigste Person runter. Dabei wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt zum Waldbaden! Und das sind nur die offensichtlichsten Punkte. Dazu kommt noch die beruhigende Geräuschkulisse sobald man im Wald ist und die tolle Kulisse fürs Auge. Gerade jetzt im Frühling sieht man überall die Bäume und Sträucher sprießen, Tiere aus der Winterruhe kommen und geschäftig ihrem normalen Leben nachgehen. Das letzte Mal im Wald hatte ich den Eindruck, dass die Spechte wieder sehr aktiv waren. Diese Eindrücke und das gute Wetter der letzten Tage wirkt bereits unterbewusst auf unseren Gemütszustand. Wenn man dann noch aktiv seine Aufmerksamkeit darauf ausrichtet, in dem man beim Spaziergang öfter innehält, die Knospen der Sträucher berührt, sein Gesicht in die Sonne streckt und die Augen zu macht oder auf einem Stumpf sitzt und die Ameisen beobachtet, kann man gar nicht anders als innerlich zu entspannen. Dann kommt zwangsläufig auch wieder bessere Laune und man bekommt etwas Abstand zu den aktuellen Ereignissen. Das heißt nicht, dass Corona nicht real wäre und man es einfach ausblenden kann, aber es hilft einem die Dominanz dieses Themas und das Gefühl des ausweglos erscheinenden Ausgeliefertseins durch positive Gefühle auf das Normalmaß herunterzuregeln; es gibt eben nicht nur Corona, sondern auch schöne Natur und buntes Leben da draußen. A propos Leben. Ich hatte im Beitrag Wald und Gesellschaft ein Foto von meinem kleinen Mammutbaum gepostet. Nachdem leider ein paar seiner Kollegen nicht überlebt haben, kämpft…

Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Baum und Mensch

Nach dem großen Bucherfolg von Peter Wohlleben („Das geheime Leben der Bäume“) gibt es nun sogar ein Film dazu in den Kinos. Und so ist das Thema Wald und unser Umgang damit wieder sehr präsent. Dabei wird auch offensichtlich, dass sich die Wissenschaft (in diesem Fall Forstwissenschaft und Biologie) ziiemlich uneins hinsichtlich der Thesen von Herrn Wohlleben und der künftigen Bewirtschaftung unserer Wälder sind. Eine interessante Diskussion dazu findet sich hier und hier. Es scheint fast so, als gäbe es nur zwei Denkschulen in der Wissenschaft und dazwischen wenig bis nichts. Das erkennt man auch daran, dass Torben Halbe ein Buch mit dem Titel „Das wahre Leben der Bäume“ sozusagen als Gegenantowrt zu Peter Wohlleben geschrieben hat. Aber jetzt nochmal von vorne angefangen:Einerseits entzündet sich der Streit an der Frage, ob Bäume/Wälder ein Bewusstsein änlich dem der Menschen haben und ob sie eine soziale Interaktion / Kommunikation pflegen bzw. Emotionen haben, wie Menschen. Dazu gehört auch die Frage, ob Bäume „denken“; also ein Nervensystem bzw. ein Gehirn haben, wie wir. Es ist für Menschen immer schwer vorstellbar, dass es Lebewesen gibt, die komplett anders funktionieren als sie selbst (häufiges Thema von Science Fiction-Filmen/Büchern). Intelligenz und Gefühle werden bei vielen an dem bemessen, was wir von uns kennen. Und irgendwie ist der Wald für uns nicht so richtig durchschaubar. Doch haben gerade die Deutschen durch die Geschichte/Mythen (Germanen, Grimm-Märchen, Caspar David Friedrich…) ein besonderes Verhältnis zu Bäumen und Wald und fühlen sich dort hingezogen. Mir gehts im Übrigen nicht anders. Und dennoch scheint dieser Mikrokosmos nach seinen eigenen Regeln zu funktionieren, die wir Menschen nicht komplett verstehen und bei denen wir nicht vorgesehen sind. Ein Verdienst Wohllebens ist sicherlich, dass nun mehr Menschen Bäume nicht nur als tumbes Stück Holz sehen. Vielmehr ist ein Baum ein komplizierter Organismus, der – wie…

Lichter Wald als Vorgeschmack für mehr Waldbaden

Auf ein waldreiches 2020!

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein gutes neues Jahr mit viel positiver Energie und genügend Zeit für lange und entspannende Waldspaziergänge! Der Wald wird auch dieses Jahr wieder ein großes Thema werden, davon gehe ich fest aus. Neben den außenpolitischen Meldungen dominieren aktuell auch die Schlagzeilen über die Buschbrände in Australien und die Verwüstung die danach zurückbleibt. Ähnliches passiert ja auch schon seit längerem im Amazonas-Regenwald, nur leider kann man Feuer von diesen gigantischen Ausmaßen nur schwer (wenn überhaupt) wieder unter Konrolle bekommen. Trotz unseren technologischen Fortschritts können die Menschen dieser Katastrophe nichts entgegen setzen und nur taten- und hilflos zusehen, wie immer mehr Wald und Tiere verbrennen. Daher können wir nur hoffen, dass es dort bald viel regnet und sollten uns freuen, dass es zumindest in Deutschland noch nicht so weit ist. Vor allem im Moment ist der Regen ein Segen für die aus den letzten beiden Sommern ausgetrockneten Böden. Der Wert von Wald abseits der holzwirtschaftlichen Nutzung wird aber wahrscheinlich erst allen so richtig begreifbar, wenn die Probleme aus den Bränden/Abholzung eingetreten sind.Grundwasserabsenkungen, fehlende Temperaturausgleiche, Bodenerosionen und weiteres Artensteben werden neben den eher kleiner wirkenden Vorteilen einer reichen Waldlandschaft (Erholung/Gesundheit) immer größer werden und sich irgendwann auch wirtschaftlich, d.h. finanziell, niederschlagen. Aber genug der negativen Zukunftsvisionen, 2020 wird auch ein Jahr, in dem man selbst etwas für die Natur tun kann und vor allem auch seine Gewohnheiten verändern kann (zum Beispiel mehr Waldbaden), schließlich sind die guten Vorsätze ja nur ein paar Tage alt. Wie bereits in Studien gezeigt wurde, reichen schon 20 Minuten im Wald, um eine entspannende Wirkung auszulösen. Wen ihr also in der Nähe von einer Parkanlage arbeitet, geht in der Mittagspause für eine halbe Stunde in den Park. Gerade in dieser Jahreszeit könnt ihr dadurch von dem wenigen Sonnenlicht am Tag etwas abbekommen….

Baum in Wilseder Heide vor Sonne

Stadtwald und Gesundheit

Kurz vor den Feiertagen, bevor wieder tausende Bäume in irgendwelchen Wohnzimmern langsam vor sich hinrotten, noch ein kleiner Post zum Jahresausklang. Übrigens kleine Info am Rande, das Weihnachtsbaumgeschäft ist scheinbar ein richtig großes Business (siehe hier und hier). Mitte November war ich, wie angekündigt, auf dem 1. Berliner-Stadt-Waldkongress und wollte meine Eindrücke dazu natürlich mit Euch teilen! Vorneweg: Waldbaden ist längst kein Spleen mehr von Einzelnen. Nachdem die Berliner Forsten die Veranstaltung ins Leben gerufen haben, waren natürlich überproportional viele Forstangestellte aus Berlin und anderswo dabei. Dennoch haben auch einige Naturheilkundler (Mediziner, Coaches, Heilpraktiker…) ihren Weg nach Berlin gefunden. Der Kongress war zweigeteilt, sodass man parallel Veranstaltungen zum Wald und der Auswirkung auf die Gesundheit (insbesondere der Stadtbevölkerung) besuchen konnte oder sich eher zu städtebaulichen Aspekten des Grüns in immer weiter verdichteten urbanen Räumen informieren konnte. Ich habe vornehmlich die gesundheitsorientierten Diskussionen und Vorträge besucht, aber auch ein bisschen versucht, bei den anderen Themen, zumindest teilweise, reinzuhören. Eine Referentin aus Wien hat von den zahlreichen nachhaltigen Bauprojekten in der österreichischen Hauptstadt berichtet, die deutlichen Einfluss auf die Lebensqualität von Quartieren haben können (Dach-/Fassadenbegrünung, neuartige Baustoffe/-prozesse führen zu Temperaturabsenkungen des Viertels, Lärmreduktion, weniger Verkehr…). Gerade von Wien können einige Städte hierzulande in den Bereichen Wohnraum für alle, öffentlicher Nahverkehr, Nachhaltige Versorgung…, viel lernen. Nicht zu Unrecht wird die Stadt immer wieder zu einer der Lebenswertesten weltweit gewählt. Aber das soll hier gar nicht das Thema sein. Im Bereich des Waldbadens habe ich nicht zuletzt auch auf dem Kongress wieder festgestellt, dass jeder eine unterschiedliche Vorstellung davon hat und bei dem ganzen Thema natürlich auch ein Riesengeschäft gewittert wird. Das führt dazu, dass möglichst jeder frühzeitig seinen Anteil an dem Geschäft sichern möchte und zum Teil auch irgendwelche Zertifikate kreiert werden, um sich vom Rest abzuheben. Aber dazu später mehr. Im Zuge…

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