Einmal die Daumenrunde

Jetzt ist es schon einige Zeit her, dass ich mit meiner Tour auf dem Jubiläumsweg eine Wanderung im hochalpinen Gelände vorgestellt habe. Da ich gerne im Allgäu und auch in den dortigen Allgäuer Hochalpen unterwegs bin, war es nur eine Frage der Zeit, bis wieder eine Tour über 2000 Höhenmeter folgt. Heute ist es also so weit und es gibt für alle Kletter-Maxe und passionierte Bergsteiger eine Tour auf die Daumengruppe in einer meiner Lieblingsregionen: Dem HintersteinerTal. Die Daumengruppe ist namensgebend für die Bergkette um den großen und kleinen Daumen, die auf der Westseite des Tals aufragt. Auf der gegenüberliegenden Talseite führt der Jubiläumsweg entlang. Nicht nur von dort hatte ich dieses Bergmassiv immer vor Augen gehabt, sondern auch von anderen Bergen (z.B. auf meiner Tour auf den Edelsberg bei Pfronten) ist diese markante Felsformationen immer gut zu sehen. So hatte ich mir die Besteigung schon lange vorgenommen, was aufgrund der komplizierteren Anreise etwas gedauert hat. Am Ende hat es sich aber absolut gelohnt und viel Spaß gemacht, weswegen ich es meinen Leser:innen natürlich nicht vorenthalten wollte.

Inhalt

Wie für viele andere Wanderungen im Hintersteiner Tal auch, ist das Giebelhaus der zentrale Startpunkt. Das Tal selbst ist für den normalen Autoverkehr gesperrt, so dass man vom Parplatz „Auf der Höh“ am Ortensende von Hinterstein entweder bis zum Giebelhaus läuft, radelt oder den Pendelbus nimmt. Im Giebelhaus selbst gibt es auch Schlafmöglichkeiten, so dass eine Anreise am Abend geplant werden kann, um dann gleich in der Früh der Berg in Angriff zu nehmen.

Routenüberblick

Zum Parkplatz kommt man entweder auch mit dem Rad, mit dem eigenen Auto oder mit einem Bus aus Bad Hindelang. In Bad Hindelang gibt es eine weitere Busverbindung nach Sonthofen, von wo einen der Fern- und Nahverkehr der DB in den Rest der Republik bringt. Also schon ein Ritt mit den Öffentlichen, der sich auf jeden Fall lohnt, vor allem, wenn man mehr als ein Tag vor Ort einplant. Ich habe bisher immer den Pendelbus ab dem Parkplatz genommen, der kostet zwar extra und fährt auch nicht ganz so häufig, aber zu Fuß wäre doch eine ganz schöne Strecke und die Energie wollte ich mir lieber für den Berg aufheben.
Der erste Bus fährt gegen 7 Uhr morgen und diese Verbindung sollte man unbedingt nehmen, da zum einen dann mehr Zeit für die Bergtour bleibt und zweitens ein langer Wegabschnitt über Wiesen verläuft, so dass es sonst gegen mittags schon sehr heiß, sonnig und doppelt anstrengend wird. Der Busfahrplan findet sich hier.

Vom Giebelhaus startet dann der eigentliche Wanderweg, der uns auf unserer Tour auf die beiden Daumengipfel und direkt nach Hinterstein führen wird. Für die ca. 17,5 km sollten 7 Stunden oder mehr eingeplant werden. Dann kann man es gemütlich angehen lassen und eventuell die ein oder andere zusätzliche Pause einlegen. Noch ein kleiner Hinweis für Klettersteig-Begeisterte: Es gibt auch einen direkten Weg von Hinterstein zum Daumen, der nicht über das Tal führt. Diese Route, Teil des Hindelanger Klettersteigs, verläuft über den Breitenberg und die Heubatspitze auf den sogenannten „Hohen Gängen“. Der Name ist in diesem Fall Programm, der Steig führt konstant auf einem Grat und sollte nur von Leuten mit entsprechender Erfahrung und Ausrüstung, von Schwindelfreiheit und Trittsicherheit abgesehen, begangen werden. Wer sich das zutraut, hat aber mit Sicherheit ein schönes Erlebnis.
Und noch ein Hinweis: Es gibt bis auf das Giebelhaus und die Engeratsgrundalpe keine Einkehrmöglichkeit auf der ganzen Tour. Also sollte genug Proviant und Wasser mitgenommen werden. So genug des Vorgeplänkels, hier noch einmal die Kurzfakten:

Daumenrunde (Download Route)

Routen-EndpunkteGiebelhaus Hinterstein
Hinterstein
Routen ÖPNV-AnschlussRegionalbahn & Bus
Routenlänge17,52 km
Routendauer7,5 - 8 Stunden
Routen-Höhendifferenz⬈ 2437 Hm
⬊ 2625 Hm

und die Karte darf bei einer solchen Tour natürlich auch nicht fehlen

Aufstieg bis zum Engeratsgrundsee

Der Bus hält direkt vor dem Giebelhaus und ab hier ist auch schon alles angeschrieben. Der Großteil der Mitfahrer macht sich auf den Weg in Richtung Süden – wahrscheinlich zum Prinz-Luitpold-Haus und Richtung Hochvogel oder sogar in Richtung Kemptener Hütte. Zunächst geht es auf einem kleinen Weg teilweise auch auf der Straße Richtung Engeratsgrund Alpe. Natürlich könnte man diesen Weg weiter ins Obertal reinlaufen und dann von hinten auf das Nebelhorn aufsteigen. Heute ist aber die Daumengruppe das Ziel, deswegen geht es rechts an der Alpe vorbei auf den kleinen Wiesen-Trampelpfad in Richtung Norden. Stetig bergauf führt uns der Weg und nach nicht einmal einem Kilometer Wegstrecke sind bereits die ersten 150 Höhenmeter bezwungen. Und so bleibt es dann kontinuielich bergan. Auf der Wiese ist es trotz früher Uhrzeit (zwischen 8-9 Uhr) gut warm und die Sonne brennt schon ganz gut auf den Kopf. Viel später wäre ich hier nicht gerne unterwegs, so läuft es sich dann aber schön und die Stimmung steigt mit jedem Meter. Bei solcher Kulisse und Wetter kann man nur gute Laune bekommen:

Saftige Wiesen und kleine Trampelpfade auf dem Weg zum Daumen
Der kleine Weg führt über saftige Wiesen mitten in der Sonne
Super Ausblick in die wunderbare Bergkulisse rund um das Obertal von der Engeratsgrund-Alpe
Super Ausblick in die wunderbare Bergkulisse

Nach einem recht zügigen Aufstieg über die Wiese gelangt man an eine kleine nicht bewirtschaftete Alm (Käseralpe) zu der auch ein breiter Feldweg von der Schwarzenberg Hütte führt. Dieser Weg ist noch gut passierbar mit dem Fahrrad und so wundert es nicht, dass am Weidezaun einige Fahrräder abgesperrt sind, da es ab hier wirklich nur noch zu Fuß weitergeht. Der weiterführende Pfad ist schon leicht steigartig, immer wieder müssen Steinbrocken überstiegen werden und so kommt man doch langsam ins Schwitzen; auch hier zahlt sich das frühe Aufstehen aus. Bald ist auch die nächste Hütte erreicht, die Gündleshütte. Befanden wir uns beim Start am Giebelhaus noch auf 1070 m ü. NN sind wir nach nur knapp 3 km Westrecke nun schon auf 1600 m ü. NN angekommen.

500 Meter Höhendifferenz auf 3 km ist schon recht zapfig, aber es ist ja schließlich auch eine hochalpine Tour und kein Stadtspaziergang und schließlich wollen wir ja auch unser Ziel auf knapp 2300 m ü. NN erreichen. Also heißt es dran bleiben und nicht zu viele Pausen machen, bevor der Engeratsgrundsee als erstes Zwischenziel erreicht ist. Das Konditions- und Beintraining macht aber im Gegensatz zu irgendwelchen Übungen zuhause auch riesig Spaß und mit der klaren Luft und dem weiten Blick auf die karstigen Berggipfel oberhalb saftiger Wiesen ist auch die Laune super. Über Wiesen und ein kleines Stückchen im Wald geht es weiter, bis man schon die Umrisse einer Art langgezogenen Rinne erkennt, die den Hang schräg nach oben führt. In dieser rampenähnlichen Schneise laufen wir weiter nach oben und 1 km bzw. 300 Höhenmeter später ist auch schon der erste Höhepunkt der Wanderung erreicht:

Blick auf den Engeratsgrundsee und die Daumenscharte im Hintergrund
Erfrischende Begrüßung nach dem Aufstieg: Der Engeratsgrundsee

Wie beim Schrecksee auf der anderen Talseite auch würde man diesen idyllisch Bergsee in der Bergsenke von unten kommend nicht vermuten. Umso schöner die Überraschung, wenn man nach dem gefühlt nicht enden wollenden Aufstieg in dem Schneisenabschnitt dann plötzlich von einer solch herrlichen Seepracht begrüßt wird. Etwas aus der Puste sucht man sich am besten einen der vielen größeren Steine für ein Päuschen aus und lässt dieses kleine Idyll auf sich wirken: Die Stimmung wird dadurch garantiert noch besser, als sie ohnehin schon ist.

Das ist das besondere am Wandern: körperliche Anstrengung, gute Luft und tolle Kulisse und Geist und Körper durchflutet ein Hoch- und Zufriedenheitsgefühl; besser wirkt fast nichts. Auf den etwas mehr als 1900 m ü. NN ist es deutlich kühler, was ich persönlich nach dem schweißtreibendem Aufstieg sehr erfrischend fand. Dennoch führt es dazu, dass die wohlverdiente Pause nicht ewig lang wird, um nicht auszukühlen. Hartgesottenen dürfte das aber nichts machen, genauso wenig wie ein Sprung in den eiskalten blau-grün schimmernden See. Noch ein Hinweis zu diesem tollen Spot: Die gesamte Bergkette im Hintersteiner Tal ist Teil des Naturschutzgebietes Allgäuer Hochalpen. Das heißt man darf trotz der schönen Sicht und Kulisse hier nicht übernachten und muss auch seinen Müll mitnehmen. So haben auch Nachfolgende etwas von der schönen Landschaft

Weiter gehts auf den kleinen Daumen

Nach einer stärkenden Brotzeit am Seeufer halten wir uns rechterhand vom See auf dem kleinen Trampelpfad, der zu einer kleinen Felsscharte führt. Durch dieses sogenannte Türle geht es auf die Rückseite und hier gabelt der Weg, wobei ein Teil hinab ins Tal führt und der andere zum Daumen. Wir folgen der Beschilderung und kommen so auf den Rücken der Senke, in der der See liegt. Oben auf dem Rand der Senke angekommen bietet sich noch einmal ein traumhafter Blick über das Tal und die hohen Bergkämme am Horizont. Einer sticht besonders hervor, der König in dieser Region: Der Hochvogel.

Blick auf den Engeratsgrundsee und den Hochvogel am Horizont
Am Horizont thront der König des Allgäus über allen Bergen: Der Hochvogel

Hier lässt sich noch einmal ausruhen, bevor kurz darauf (nach ca. 800 weiteren Metern Wegstrecke vom See) der kleine – und unbeschilderte – Weg steil die Wiese bergauf zum Kleinen Daumen abzweigt. Ich hab mich dafür entschieden zuerst auf den kleinen Daumen zu gehen und dann wieder abzusteigen, um dann auf großen Daumen zu steigen. Man kann natürlich auch direkt bzw. mehr oder weniger höhengleich vom kleinen auf den großen Daumen laufen (oder umgekehrt), aber dann muss man den Hindelanger Klettersteig laufen. Und dieser Klettersteig-Abschnitt wird auch als „mittel“ klassifiziert. Ich hatte mir das ohne entsprechende Ausrüstung nicht zugetraut, zumal der Weg schon auch sehr ausgesetzt ist, also absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nötig ist.

Auf diesem kleinen Trampelpfad geht es zügig bergauf, sodass wir uns sozusagen auf der Flanke dem kleinen Daumen nähern. Durch die Wiese ist es angenehm zu laufen und nicht so ausgesetzt, wie alle anderen Wege auf den kleinen Daumen. Ein kleines Schneefeld gilt es zu queren, aber das ist unproblematisch, da es in einer Senke liegt und keine Absturzgefahr herrscht. Die letzten Höhenmeter winden sich dann durch immer gerölliger werdenderes Gelände und dann hat man auch schon den Gipfel erreicht und kann vom Gipfelkreuz die steil abfallende Westseite heruntergucken. Bei gutem Wetter bietet sich ein toller Blick bis weit in den Norden (Immenstadt etc.). Auf der Seite, die wir hochgestiegen sind, ist es zum Glück nicht ganz so steil, so dass man sich dort gemütlich hinsetzen kann und den Blick in das umgebende Tal genießen kann. Mit ein bisschen Glück sieht man den Schrecksee und das Rauhorn, das ich als Teil des Jubiläumswegs überquert hatte.

Vom kleinen Daumen aus sieht man auch die „Hohen Gänge“ und den kleinen Weg, der mehr oder weniger kontinuierlich auf einem Kamm vom Breitenberg über die Heubatspitze zum kleinen Daumen führt. Als ich da saß, kam auch gerade ein anderer Wanderer von diesem Weg an und meinte, dass das alles gut schaffbar war und auch nicht zu schwierig sei. Aber wenn man vom kleinen Daumen herunterblickt, dann sieht es so aus, als wäre es nur für absolut Schwindelfreie etwas, die auch noch das entsprechende Equipment dabei haben. Wer sich mit sowas sicher fühlt, hat mit Sicherheit Spaß und wird dann auch eher auf dem Hindelanger Klettersteig weiterlaufen zur Daumenscharte, anstatt mit mir abzusteigen.

Abstieg und Aufstieg über die Daumenscharte zum großen Daumen

Für alle anderen geht es mit mir wieder vom kleinen Daumen hinab bis zu dem Pfad auf dem Rücken der Bergsenke, von dem wir zuvor abgezweigt sind. Statt links zurück zu laufen geht es jetzt rechts und nach ein paar weiteren Metern, sehen wir auch schon den Aufstieg zur Daumenscharte:

Wanderweg über Schneefelder und durch die Daumenscharte zum großen Daumen
Der kleine Wege führt über ein Schneefeld die Daumenscharte hinauf

Gut sichtbar ist das Schneefeld, das wir queren müssen und je nach Jahreszeit ist das ein wenig tricky, da der Schnee teilweise sehr firnig oder matschig ist. Im Gegensatz zum vorherigen Schneefeld ist dieses auch ziemlich steil abfallend, so dass Trittsicherheit unbedingt erforderlich ist und Stöcke zusätzlichen Halt geben können. Ich war im Juli unterwegs und hatte ein wenig Befürchtung, dass das Schneefeld in sich brechen könnte, es war aber sehr stabil und die Fußspuren der vorherigen Wanderer haben zusätzlich Halt gegeben. Hinter dem Schneefeld steht der eigentliche Aufstieg an. Im Zickzack, bzw. kleinsten Serpentinen schraubt sich der Weg die Steilflanke hoch und teilweise sind auch Metalltritte und Griffe in den Fels gehauen. Daran merkt man auf jeden Fall, dass es sich um hochalpines Gelände handelt und wie für die ganze Tour gilt: Seine Fähigkeiten gut einschätzen können und im Zweifel lieber umkehren, weil ungefährlich ist es hier oben nicht. Aber es ist gut machbar, wenn man langsam Schritt für Schritt aufsteigt und nicht meint, hochrennen zu müssen.

In diesem Teil helfen die Stöcke leider so gar nicht, da man sich mit den Händen an der Felswand halten bzw. abstützen muss und die Stöcke dabei eher hinderlich sind. Nach 20-30 Minuten ist auch dieser Teil geschafft und man kommt oben bei der Daumenscharte auf einem größeren Weg wieder an; der direkte Wege vom kleinen Daumen über den Klettersteigt mündet hier ebenfalls ein.

Finaler Aufstieg zum Kamm in Richtung Großer Daumen
In dem Geröll fällt es etwas schwer, den Weg im Blick zu halten

Noch einmal ca. 100 Höhenmeter geht es weiter nach oben, wobei es zunehmend geröllig und dadurch auch etwas rutschiger wird. Dann ist man eigentlich auch schon auf der finalen Höhe von 2280 m ü. NN angekommen und muss dann noch über einen Grat zum Gipfelkreuz stapfen. Der Kamm ist mit eineinhalb Meter Breite auch nicht ganz ohne, muss ich sagen, vor allem weil es links und rechts ziemlich steil abfällt. Auf diesem Kamm muss geht es dann nochmal knapp 300 m bis dann final das Ziel erreicht ist. Hier ein Panorama kurz vor dem Gipfel, rechts erkennt man den Weg auf dem Kamm:

Panorama-Blick auf der Daumenscharte
Atemberaubender Rundumblick in die Allgäuer Hochalpen

Der große Daumen überragt viele anderen Gipfel und neben einer Pause hat man hier natürlich einen Traumblick, fast wie aus der Vogelperspektive. Neben dem markanten Hochvogel lassen sich bei gutem Wetter auch das Gaishorn, das Nebelhorn oder der Hohe Ifen, von anderen weniger bekannten Bergen, gut am Horizont ausmachen. Das Nebelhorn und der Wengenkopf sind von her auch über den Hindelanger Klettersteig zu Fuß erreichbar. Allerdings gilt wie schon bei den Hohen Gängen, dass man darin geübt sein sollte, da es keine einfachen Klettersteige sind. Wer also möchte kann von Hinterstein über den Breitenberg, Heubartspitze, kleiner Daumen, großer Daumen, Wengenkopf bis zum Nebelhorn an einem Tag laufen und kommt dann im Kleinwalsertal an.

Abstieg über die Nickenalpen nach Hinterstein

Alternativ kann man auch von hier über die südwestliche Flanke zurück zum Engeratsgrundsee absteigen. Für mich ging es allerdings auf demselben Weg zurück, da ich über die Nickenalpe nach Hinterstein absteigen wollte und das Stück über den See mit Wiederaufstieg zum Türle deutlich länger gedauert hätte. Der Vorteil der Route ist zudem, dass man sich eine zweite Fahrt mit dem Pendelbus spart und zudem gemütlich die über 1400 Höhenmeter abbaut.

Zurück also über die Daumenscharte und den engen Zick-Zack-Parcour, der bergab noch ein wenig herausfordernder als bergauf ist. Das Schneefeld wird ein letztes Mal gequert und auf dem Rücken über dem See gönne ich mir einen letzten Blick über die schöne Landschaft bevor es d ann auf Höhe des Türle linker Hand zur Nickenalpe geht. In schönen großen Bögen geht es hier auch nochmal über ein ungefährliches Schneefeld, das teils nahtlos in den Tosenbach übergeht, der uns auf dem restlichen Weg begleiten wird. Von den insgesamt 17 km Wegstrecke sind ungefähr 7 km bereits geschafft, so dass der Abstieg ein langer, aber eher unanstrengender Spaziergang wird – sieht man von der Anstrengung für die Knie beim Abstieg einmal ab. Und schöner ist es hier ohnehin, als im gerade gegen Nachmittag sehr dunklen Tal. Auf dem oberen Teil des Abstiegs – auf Höhe der oberen Nicken-Alpe und davor – huschen auch immer wieder Murmeltiere durch die Wiesen. Eines hat mich aber kontinuierlich unter Beobachtung gehabt, scheinbar bin ich zu nah an seinem Bau vorbeigelaufen:

Murmel in Aufruhr, weil der Wanderweg direkt neben dem Bau vorbeiführt
Ein Murmeltier beobachtet mich aufmerksam, latsche ich schließlich gerade durch sein Wohnzimmer

Neben aufgeregtem Pfeifen stand es vor einem seiner Fluchtlöcher und hat jeden meiner Schritte beobachtet, bis ich dann weit genug weg war und es sich beruhigt wichtigeren Sachen widmen konnte: dem Fressen. So trottet man vor sich, beobachtet Schmetterlinge und anderes kleines Getier, während es stetig bergab erst an der oberen, dann an der mittleren Nickenalpe vorbeigeht. Im Gegensatz zum Aufstieg ist es hier deutlich weniger steil und es sind auch weniger andere Bergsteiger unterwegs, was das ganze noch entspannter macht. Schlussendlich ist auch irgendwann die untere Nickenalpe erreicht, wo man, je nach Jahreszeit hat auch einige Weidetiere sieht.

Nun auf ungefähr 1300 m ü. NN angekommen, sind schon 1000 Höhenmeter geschafft und zur Abwechslung führt der Weg nun ein längeres Stück durch den Wald. Gerade an heißen Tagen ist das besonders angenehm, nur die Wurzeln machen das Laufen durch die von den vielen Höhenmeter bereits etwas müden Beinen leicht wackelig. Nicht weit hinter der unteren Nickenalpe, aber wieder ~ 150 Höhenmeter tiefer folgt dann auch schon die Möslealpe. Auch hier wird nur Viehwirtschaft betrieben, so dass sich Einkehrwillige noch bis Hinterstein gedulden müssen. Dafür sieht man einige prächtige Bullen auf den Weiden stehen, die man teilweise auch queren muss. Also immer schön langsam weiterlaufen und keine ruckartigen Bewegungen machen.

An der Alpe endet ein Versorgungsweg, der uns in Richtung Tal bringen wird. In ziemlich steilen und kleinen Kehren geht es den Berg hinab. Das mit einem Auto hochzufahren muss man können; groß anhalten kann man nicht, da man sonst nicht mehr vom Fleck wegkommt. Nach gut 1,5 km ist dann auch dieses Stück geschafft und man tritt aus dem Wald auf eine große Wiese direkt neben der Ostrach. Das ist der Fluss, der das ganze Tal entwässert und bei Sonthofen in die Iller mündet. Die wenigen Bauernhäuse in Sichtweite sind auch bald erreicht und dann geht es auch schon über eine Brücke auf die andere Flussseite. Den letzten Kilometer heißt es dann der Straße folgen, die ja zum Glück nicht viel befahren ist. Dann ist auch schon unser Ausgangspunkt vom Morgen erreicht. Vom Parkplatz auf der Höh heißt es dann Abschied nehmen von diesem schönen Tag, wobei das Erlebnis und die eingefangenen Momente noch wochenlang nachwirken. Das garantiere ich 🙂

In diesem Sinne

Nachdem ich die Daumengruppe schon von so vielen anderen Bergen gesehen hatte, war es nun einmal Zeit, es mir aus der Nähe anzugucken. Die heutige Tour bietet etwas für jeden Geschmack: ein wenig Kraxelei, tolle Rundum-Ausblicke, sportliche Forderung und natürlich jede Menge gute Laune. Der Aufstieg vom Giebelhaus aus führt uns zunächst zum traumhaften blaugrünen Engeratsgrundsee. Von dort geht es zunächst auf den kleinen Daumen, um dann auch noch den großen Daumen zu besteigen. Klettersteig-Fans können diese Tour auch abgewandelt laufen und von Hinterstein kommend noch die Hohen Gänge mit einbauen. Vom großen Daumen folgt ein langsamer Abstieg über die drei Nickenalpen bis quasi direkt zum Parkplatz in Hinterstein. Neben der tollen Aussicht und der beim Wandern ohnehin entstehenden guten Laune gibt es mit etwas Glück auch das ein oder andere Murmeltier zu bestaunen.

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