Aufstieg zum rauen Gaishorn vom Vilsalpsee

Gegen Ende der diesjährigen Wandersaison möchte ich Euch ein besonderes Schmankerl ans Herz legen: Das Gaishorn. Bereits vor einigen Jahren habe ich es auf meiner Tour auf dem Allgäuer Jubiläumsweg vom Rauhhorn gesehen, aber die 45 Minuten Zusatzaufstieg nicht investieren wollen. So hat es etwas gedauert, dafür steht heute das Gaishorn und der Aufstieg über die nordöstliche Flanke ganz im Mittelpunkt. Hoch oben über dem Vilsalpsee thront es und bietet einen traumhaften Ausblick ins Hintersteiner und Tannheimer Tal und auf die karstigen Gipfel von Rauhhorn, Lachenspitze und sogar den Hochvogel.

Inhalt

Startpunkt für unsere heutige Tour auf das Gaishorn ist der Vilsalpsee südwestlich von Tannheim im gleichnamigen Tal. Über die Ostflanke geht es zunächst relativ entspannt, dann zunehmend steiler und gerölliger hinauf zum 2238 Meter hohen Gipfel. Für diese Tour braucht man auf jeden Fall festes Schuhwerk und auch Wanderstöcke empfehle ich in den gerölligen Abschnitten unterhalb des Gipfels. Zudem gibt es ein paar ausgesetzte Stellen und bei mir Schneefelder zu queren, sodass Trittsicherheit und entsprechende Schwindelfreiheit notwendig sind. Nach einer ausgiebigen Gipfelpause mit Panoramablicken auf die umliegenden Gipfel geht es wieder über die vordere Schafwanne hinunter zum Vilsalpsee. Wer möchte kann auch noch das Rauhhorn mitnehmen – wie ich – und dann über die hintere Schafwanne ebenfalls zum Vilsalpsee absteigen, zur Landsberger Hütte unterhalb der Lachenspitze oder weiter auf dem Jubiläumsweg zum Prinz-Luitpold-Haus wandern.

Routenüberblick

Die Tour ist mit knapp 11 km Wegstrecke relativ kurz, allerdings haben es die knapp 1200 Höhenmeter Aufstieg in sich. Daher sollte man auf jeden Fall 5-6 Stunden für die ganze Tour einplanen. Ich empfehle so früh wie möglich zu starten, erstens ist man dann vor dem Mittag auf dem Gipfel und wird nicht beim Aufstieg gegrillt und zweitens kann man morgens bis 9 Uhr direkt mit dem Auto zum Vilsalpsee fahren, danach bleibt nur noch laufen (ca. 1 Stunde extra) oder den Shuttlebus von Tannheim aus nehmen.

Gaishorn (Download Route)

Draußen tut gut!-Symbol Start-/Zielort RouteVilsalpsee Parkplatz
Draußen tut gut!-Symbol ÖPNV-Anschluss RouteBus
Draußen10,95 km
Draußen tut gut!-Symbol Zeitbedarf Route5 - 5,5 Stunden
Draußen tut gut!-Symbol Höhendifferenz Route⬈ 1183 Hm
⬊ 1183 Hm

und natürlich darf die Route nicht fehlen

Start am Vilsalpsee bis zur oberen Roßalpe

Morgens ganz in der Früh ist der Vilsalpsee noch so richtig idyllisch. Das klare, stille Wasser in seiner Wanne umgeben von hoch aufragenden Berggipfeln wirkt total beruhigend und wie das Paradies auf Erden.

Blick über den Vilsalpsee im Tannheimer Tal auf die Bergkette vom Rauh- und Gaishorn
Auf der anderen Seite des Vilsalpsees ragt die Bergkette um das Rauhhorn empor


Das ändert sich aber im Lauf des Tages, wenn der See von Touristenströmen überrannt wird.

Wir halten uns rechterhand und verlassen den See über eine Wiese auf dem Wanderweg zum Zirleseck und Gaishorn. In großen Serpentinen geht es die ersten 100 Höhenmeter über die Wiese hinauf, dann verschwindet der Weg in einem Waldstück, was das Wandern deutlich angenehmer macht.

Die nächsten 200 Höhenmeter geht es nun relativ gerade, aber steil bergan bevor wir wieder aus dem Wald hinaus auf Wiesenflächen treten und weitere 200 Höhenmeter später auf knapp 1700 m ü. NN auch schon die Obere Roßalpe erreichen. Gut die Hälfte der Höhendifferenz ist inzwischen geschafft und ab hier gibt es auch kein Bäumchen mehr, das uns beim anstrengenden Aufstieg ein wenig Schatten spenden könnte. Eine kleine Pause könnnen wir uns auf jeden Fall gönnen, bevor wir uns an den deutlich alpineren zweiten Abschnitt wagen.

Weiterer Aufstieg über die karstige Nordflanke zum Gaishorn-Gipfel

Gab es bis zur Roßalpe auch noch eine relativ breite Versorgungsstraße, gibt es ab hier nur noch einen Trampelpfad, der sich durch die karge Landschaft zieht. Wir passieren den Schnurschrofen und laufen weitere 150 Höhenmeter bis wir an eine Weggabelung nebst Wegweiser gelangen. Hier geht es rechts zum Zirleseck und von dort über die Zererköpfe zum Gaishorn. Alternativ, und das ist unser Ziel, geht es links auf direktem Weg über die Geröllflanke zum Gaishorn hinauf. Der Weg bleibt schmal und die grünen Grasflächen werden auch weniger genauso wie die Temperatur die merklich kühler ist, als noch deutlicher früher am Tag unten am Vilsalpsee. Trotz der Kühle verwundert es, als plötzlich vor uns mitten im Weg ein mehrere Meter weites Schneefeld auftaucht.

Der Aufstieg vom Vilsalpsee zum Gaishorn über die Rückseite führt über einige Schneefelder
Auf der nördlichen Gaishorn-Seite erwarten uns noch einige Schneefelder beim Aufstieg

Hier machen sich Schuhe mit gutem Profil und die Stöcke bezahlt, sodass dessen Querung in den eingetretenen Stufen relativ problemlos zu bewerkstelligen ist. Ein Blick hoch zum Ziel scheint zunächst entmutigend, aber keine Sorge: Es sieht weiter weg aus, als es tatsächlich ist.

Blick hinauf zum Gaishorn beim nordöstlichen Aufstieg über die obere Roßalpe
Der Gaishorn-Gipfel sieht von hier noch meilenweit weg aus

Weiter den Weg hinauf folgt eine weitere Schneefeldquerung, diesmal allerdings der Länge nach am Hang mit gähnender Leere rechts von uns den Berg hinab. Hier ist Vorsicht geboten, dass man nicht wegrutscht im sulzigen Schnee. Nach diesen beiden kleinen Thrillmomenten, steigt der teilweise im Geröll nicht so einfach zu erkennende Pfad in kleinen Serpentinen steil den Gipfel empor, sodass wir nach gut 3,5 Stunden Aufstieg dann pünktlich vorm Mittag den Gipfel erreichen.

Hier heißt es nun den Lohn der Mühen auszukosten und das traumhafte Panorama über die nahe und ferner gelegenen Gipfel zu genießen. Gipfelglück pur! Dadurch dass das Gaishorn über 2200 Meter hoch und vor allem ziemlich alleine steht, kann man bis ins Inntal blicken, das Tannheimer und Hintersteiner Tal überblickt man sowieso.

Der Blick geht vom Gaishorn über das Rauhhorn und den Bergacht Wasserfall bis weit ins Tiroler Hochalpengebiet
Von hier oben sieht man über den Bergacht Wasserfall bis weit nach Österreich hinein

Und auch alte Bekannte wie das Rauhhorn, der Hochvogel und Daumen lassen sich hier gut bewundern.

Weiter Ausblick vom Gaishorn Richtung Südwest über die Bergkette des Hintersteiner Tal bis zum Hochvogel
Ausblick nach Südwest bis zum Hochvogel

Ganz unten am Fuß des Berges strahlt im tiefen blau der Vilsalpsee

Der Vilsalpsee im Tannheimer Tal vom Gaishorn aus gesehen
Unten schimmert cyan-blau der Vilsalpsee

und gegenüber von uns unterhalb der Lachenspitze bezaubert der Traualpsee, der ähnlich dem Schrecksee in einer Bergwanne liegt und so von unten gar nicht zu erkennen ist.

Blick auf den herrlichen Schrecksee inmitten der Gipfelwanne zwischen Kälbele-, Älpele Lahnerkopf
Der Traualpsee blitzt uns türkisfarben von der gegenüberliegenden Bergkette entgegen

Wer sich diesen See genauer anschauen möchte, läuft am Besten anschließend über die hintere Schafswanne zur Landsberger Hütte.

Ein Blick nach Norden darf bei diesem tollen Aussichtsgipfel natürlich auch nicht fehlen.

Weiter Ausblick vom Gaishorn Richtung Nordwesten über das Hintersteiner Tal nach Bad Hindelang
Toller Ausblick Richtung Nordwesten über das Hintersteiner Tal nach Bad Hindelang

Unten erkennt man das Hintersteiner Tal, links den Rücken der Daumengruppe und rechts den Weg über das Zirleseck, Ponten und Bschießer, den ich auf meiner Wanderung auf dem Jubiläumsweg nach Oberjoch gelaufen bin.

Abstieg über die vordere Schafswanne zur Vilsalpe

Nach intensiver Pause mit Traumaussicht, die das Hochgefühl des Gipfelerklimmens noch mehr gesteigert hat, und einer Stärkung heißt es irgendwann Abschied nehmen und den Rückweg antreten. Zunächst laufen wir wieder ein Stückchen zurück, biegen dann aber statt rechts, links auf die Südflanke ab. Wer zum Zirleseck, Ponten und Oberjoch möchte, läuft geradeaus über das Gaiseck. Unser Abstieg erfolgt in deutlich größeren Serpentinen als beim Aufstieg und einer langgezogenen Traversierung der Südflanke bis kurz vor der vorderen Schafswanne.

Hier gibt es mehrere Abzweigmöglichkeiten: Zur Willersalpe, zum Schrecksee und Kirchdachsattel über das Rauhhorn oder unterhalb davon über die hintere Schafwanne und natürlich zum Vilsalpsee. Wir folgen dem Wegweiser zur hinteren Schafwanne und steigen die Serpentinen auf dem offiziellen Jubiläumsweg hinab.

Knapp 400 Höhenmeter unter der Gipfelhöhe zweigt der Jubiläumsweg ab und traversiert die Ostflanke des Rauhhorns, um dann wieder zur hinteren Schafswanne aufzusteigen. Das habe ich noch eingebaut, um einen Blick aufs Gaishorn zu erhaschen:

Blick auf das Gaishorn von der hinteren Schafwanne oberhalb des Schrecksees
Das Gaishorn im Portrait von der hinteren Schafwanne aus

Kürzer und einfacher ist es natürlich, direkt auf dem Weg ins Tal zu bleiben. Dort gelangen wir nun langsam wieder raus aus dem karstigen Felsgebiet in spärliche Wiesenflächen. Der Weg verläuft über künstlich mit Holzbalken geschaffene Treppenstufen, damit die Steigung auf dem geraden Pfad gut überwunden werden kann. Nach einiger Zeit erreichen wir die „Quellen“ zweier Bergbäche, die das Niederschlagswasser sammeln und rechts und links neben unserem Weg plätschernd ins Tal zum Vilsalpsee führen.

Abstieg vom Gaishorn in Richtung Vilsalpsee begleitet von Bergbächen
Auf dem Weg zum Vilsalpsee begleitet uns ein steiler Bachlauf

Die unwirtliche und karge Bergregion haben wir nun hinter uns gelassen und so sprießen am Wegesrand einige Blüten und Bienen freuen sich über die willkommene Nahrungsquelle. Von Geplätscher, Gesumme und guter Laune getragen gelangen wir schlussendlich 6 Stunden nach unserem Start wieder an den Vilsalpsee, diesmal allerdings auf der anderen Uferseite. Die Vilsalpe mit ihren in der Nähe grasenden Kühen empfängt uns zurück in die Zivilisation. Bevor es auf die andere Seeseite geht, gönnen wir uns noch ein letztes Mal einen Blick zurück auf die mittlerweile wolkenverhangene Bergkette vom Rauh- und Gaishorn.

Blick von der Vilsalpe hinauf zum majestätisch über den Wiesen aufragenden Gais- und Rauhhorn
Angekommen an der Vilsalpe blicken wir nocheinmal zum majestätisch über uns thronenden Gais- und Rauhhorn

Nach weiteren 20 Minuten am Seeufer entlang ist auch wieder der Parkplatz erreicht und wir können uns zufrieden, ausgepowert und happy zurück auf den Heimweg machen.

In diesem Sinne

Kurz bevor der Herbst mit seinem unbeständigen Wetter wieder vor der Tür steht, geht es noch einmal hoch hinauf zum Gaishorn. Diesen 2000er hatte ich bei meiner Höhenwanderung auf dem Jubiläumsweg entdeckt und wollte ihn schon längst vorgestellt haben. Der Aufstieg vom Tal ist natürlich deutlich knackiger, als vom Rauhhorn, aber dafür wird man auch mit dem besonderen Hochgefühl des Gipfelerklimmens belohnt. Mit Wald, Wiesen- und oben karstigen Geröllflächen ist alles dabei, was das Bergsteigerherz freut und tolle Ausblicke von oben bis zu den Gipfeln im Kleinwalsertal gibt es auch. Also noch einmal Schuhe schnüren und aufsteigen und Gipfelglück erfahren, solange das Wetter noch mitspielt.

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