Ostfriedhof & Rosengarten

Zwischen all den längeren Ausflügen und Bergtouren in den letzten Wochen hatte ich auch hin und wieder das Bedürfnis es ein wenig gemütlicher mit einem Stadtspaziergang angehen zu lassen. Mit der kürzeren Anfahrt lohnt es sich auch nur für 2-3 Stunden die Umgebung zu erkunden und so seine wöchentlich notwendige Portion „Draußen sein“ zu bekommen. Das Problem in einer so dicht besiedelten Region wie München ist natürlich, ausreichend große unbebaute Flächen zu finden, in denen man auch wirklich den Eindruck hat, in der Natur zu sein. Im Münchner Osten ist das noch einmal schwieriger, da abseits vom Ostpark (den ich auf meiner Tour am Hachinger Bach ausführlicher besucht habe) wenig größere Parkflächen existieren. So bin ich beim Blick auf die Stadtkarte immer wieder bei den teilweise sehr weitläufigen Friedhofsgeländen hängen geblieben und habe schlussendlich beschlossen, unter dem Schlagwort „Friedhofstouren“ die verschiedenen Friedhöfe Münchens zu erwandern. Los geht diese kleine Beitragsreihe mit dem Ostfriedhof!

Inhalt

Die Friedhöfe sind zwar alle recht weitläufig, aber mit einer Tour nur durch den Friedhof wär der Spaziergang dann doch arg kurz geworden. Daher habe ich versucht bei allen Friedhofstouren davor oder danach noch eine andere größere Park-/Naturfläche mit einzubauen, soweit es eben ging. Heute geht es also zunächst in den Ostpark, dann weiter über den Kronepark zum Rosengarten und am Schluss folgt noch ein schöner Abschnitt an der Isar bis kurz vor dem Deutschen Museum. Wer kann, macht die Tour am besten unter der Woche (z.B. als Abendspaziergang), weil am Wochenende der Rosengarten und die Isar eigentlich immer überlaufen sind.

Routenüberblick

Startpunkt ist der Münchner Ostbahnhof, den man super mit Tram, U-Bahn oder S-Bahn (wenn sie fährt :)) erreichen kann. Von dort halten wir uns immer westwärts und enden am U-Bahnhof Fraunhoferstraße. Insgesamt ist eine sehr überschaubare Strecke mit knapp 8 km Wegstrecke, die in 1,5 – 2 Stunden gut und vor allem entspannt zu laufen ist. Wem es trotzdem zu viel ist, der hat am Ostfriedhof oder am Kolumbusplatz die Möglichkeit auzusteigen und mit der Tram bzw. der U-Bahn zurückzu fahren. Hier noch einmal die Kurzfakten

Ostfriedhof (Download Route)

Routen-EndpunkteOstbahnof
Fraunhoferstraße
Routen ÖPNV-AnschlussS-/U-Bahn
Routenlänge7,88 km
Routendauer1,5 - 2 Stunden

und natürlich die Karte

Vom Ostbahnhof über das Werksviertel und in den Ostfriedhof

Angekommen am Ostbahnhof heißt es erst einmal in dem richtigen Tunnel der beiden Fußgängertunnel auf die südöstliche Seite an die Friedenstraße zu kommen. Der Friedenstraße folgen wir nach Westen und biegen dann auf die kurze Grafinger Straße ein, um zum Riesenrad und Werksviertel zu gelangen. Hier wird gerade unglaublich viel gebaut und teilweise hat man den Eindruck gewisse Bereiche der ehemaligen Pfanni-Werke sind bewusst nicht renoviert, um den shabby-look zu bekommen und der Berliner Start-Up/Hipster Szene etwas sehr bemüht nachzueifern.

In westlicher Richtung geht es einmal quer durch dieses hippe Quartier und über die Rosenheimer Straße in den kleinen Kustermannpark. Die Firma Kustermann hatte vor Urzeiten nicht nur Haushaltswaren am Marienplatz verkauft, sondern auch eine Eisengießerei, welche hier stand. Teile des Geländes sind jetzt mit Büros und Wohnungen bebaut, der Rest wurde zu einem kleinen Park umgewidmet, eine kleine Oase inmitten der vielen Häuser. Über die Sankt-Cajetan- und Balanstraße geht es dann zwischen zwei Eisenbahnbrücken auf den Weg zum östlichen Eingang des Ostfriedhofs.

Bereits wenige Meter nachdem man den Friedhof betreten hat, wird es deutlich ruhiger und bis auf die Bahntrasse rechterhand stört auch wenig Bebauung die Sicht und das Naturempfinden. Zunächst noch schnurtracks geradeaus ist man nach zwei dreimal abbiegen umgeben von vielen alten Bäumen, Sträuchern und auch einigen sehr schön hergerichteten Grabsteinen.

Schöne baumgesäumte Wege führen durch den Münchner Ostfriedhof
Der Ostfriedhof bezaubert mit schöner Vegetation und vielen alten Bäumen

Selbst an Wochenenden sind hier wenige Menschen unterwegs und es ist angenehm ruhig, sodass man die Umgebung entspannt auf sich wirken lassen kann. Die ein oder andere Bank lädt zum Verweilen ein und das kann ich wirklich nur empfehlen. Man spürt förmlich wie nach 10 Minuten sitzen und den Blick schweifen lassen, die alltägliche Anspannung weniger wird und der Puls ruhiger wird. Nicht nur mir, sondern auch vielen TIeren scheint es hier zu gefallen, so dass es einiges zum Gucken gibt:

Eine Feldlerche auf Beuteschau im Münchner Ostfriedhof
Auch die Tierwelt – hier ein Kleiber – erfreut sich an der Naturoase Ostfriedhof.

Weiter geht es durch den Friedhof an das entgegengesetzte Ende an der Aussegnungshalle vorbei. Interessanterweise erinnert diese ein wenig an jene auf dem WIener Zentralfriedhof, unterscheidet sich aber stark von denen der anderen Münchner Friedhöfe:

Die Aussegnungshalle vom Münchner Ostfriedhof
Die Aussegnungshalle im Ostfriedhof ist eher schlicht gehalten

Insgesamt ist das ganze Friedhofsensemble sehr ruhig und vor allem auch urig gehalten. Hier hat man den Eindruck, dass die Natur noch in Teilen sein gelassen wird, während andere Friedhöfe eher steril wirken. Dennoch gibt es natürlich abgegrenzte Bereiche für die Gräber, die allerdings durch die krummen statt rechtwinkligen Wege nicht so stark auffallen, was ich als sehr angenehm empfinde.

Die Gräber im Münchner Ostfriedhof sind schön in die grüne Umgebung eingebettet
Ähnlich dem Waldfriedhof wirken die Gräber hier nicht so steril aufgereiht

Wenn man seine Akkus ausreichend mit grüner Umgebung in der Ruheinsel im Großstadtgetriebe aufgeladen hat, wird es Zeit für den Rest des heutigen Spaziergangs.

Weiter zum Kronepark und hinab in die Au zum Rosengarten

Dazu verlassen wir den Friedhof am nordwestlichen Ausgang und laufen an den ganzen – in meinen Augen eher wenig kreativen – Wohnungsneubauten am ehemaligen Paulaner Brauereigelände Nockherberg vorbei in den Kronepark. So müssen wir nicht so viel auf Straßen laufen und haben gleichzeitig eine weitere kleine Parkfläche in die Route integriert. Der Park liegt oberhalb des steilen Abhangs an der Nockherstraße, der Au und Haidhausen voneinander trennt. Einige Häuser dieser Straße haben auf diesem Abhang ihren Garten, was ich mir schön, aber auch anstrengend in der Pflege vorstelle. Gerade für Kinder ist der Park besonders schön, weil mittendrin ein riesiger Spielplatz zum Toben einlädt.

Wir laufen daran vorbei und weiter bis zum eisernen Fußgängersteg, der uns auf die andere Seite des Eisenbahn-Südrings bringt.

Ein Fußgängersteg verbindet den Kronepark mit der anderen Seite der Bahngleise
Über die Bahngleise geht es auf diesem alten Fußgängersteg

Die Strecke verbindet den Münchner Hauptbahnhof mit dem Ostbahnhof und wird vor allem von den Zügen in RIchtung Österreich genutzt. Seit Jahren gibt es Diskussionen auch eine RIng-SBahn ähnlich anderer Städte einzurichten. Die Infrastruktur wäre da, aber der politische WIlle scheinbar nicht.

Blick nach Osten vom Schmedererweg zeigt eine üppige Vegetation rechts und links des Südrings
Der Eisenbahnsüdring verläuft hier durch üppiges Grün

Auf der anderen Seite der Bahntrasse angekommen heißt es weiter nach Westen laufen und dann den Abhang hinab zum Kolumbusplatz abzusteigen. Hier erwartet einen eine vierspurige Straße und keine Ampel um auf die anderen Straßenseite zu kommen; wenn das mal keine klaren Verkehrs-Prioritäten sind… Aber man kann natürlich über die U-Bahnhaltestelle auf die andere Seite kreuzen und dann am Ganswoanders vorbei in RIchtung Freibadstraße laufen.

Mittlerweile nicht mehr in der Au, sondern in Untergiesing angekommen geht es durch die kleineren Straßen mit teilweise schönen alten Häusern über die untere Weidenstraße zum Schyren-Freibad. Am Badezaun entlang der Sachsenstraße folgend ist nach ca. 20 Minuten hinter dem Kronepark der Rosengarten und endlich wieder Grün erreicht.

Im Rosengarten und am Isarufer bis zum Glockenbachviertel

Nach diesem kurzen aber doch intensiven Grünentzug und vor allem Lärmschock tut es gut, hier wieder in eine deutlich ruhigere Naturzone eintreten zu können. Und wie als hätten es die Verwalter des Rosengartens gewusst, gibt es auch gleich ein paar Bänke und Stühle zum Ausruhen. Der Ort ist scheinbar ein beliebter Treffpunkt, um sich für ein Picknick zu treffen, zumindest sitzen einige Grüppchen auf der Wiese und genießen das Wetter und das mitgebrachte Essen und Trinken.

Auch wenn der Rosengarten nur relativ klein ist, bezaubert er doch durch seine unterschiedliche Pflanzenpracht, die – anders als der Name vermuten lässt – nicht nur aus Rosen besteht:

Im Rosengarten in München blüht und grünt es wohin man guckt.
Im Rosengarten erwartet einen die blühende Natur zurück
Auch ein Rundspalier darf im Münchner Rosengarten nicht fehlen
Das obligatorische Rundspalier fehlt natürlich auch nicht

Überall brummt und summt es, was ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass auch wenn der kleine Park von Menschenhand gemacht ist, scheinbar naturnah genug ist, dass sich auch andere Geschöpfe hier wohlfühlen. Auf jeden Fall ein gute Platz, um länger zu verweilen, in die Umgebung zu lauschen und den Gedanken nach zu hängen.

Der eigentliche Rosengarten im Münchner Rosengarten lädt zu verweilen ein
Der Rosengarten lädt zum Verweilen in der summenden Umgebung ein

Nach ausreichender kontemplativer Auszeit geht es über den westlichsten Isarausgang hinaus an das Isarufer bei der Braunauer Eisenbahnbrücke. Hier donnert dann doch der ein oder andere Gützerzug drüber, insgesamt finde ich es aber weniger störend als die Autokolonne, die sich ein paar Hundert Meter weiter südlich über die Brudermühlbrücke und den mittleren Ring wälzt.

Im einsetzenden Frühabend folgt nun das letzte Stück an der Isar hinauf nach Norden bis zur Reichenbachbrücke. Wenn man nicht gerade zu Hochzeiten unterwegs ist, hat man hier zum Abschluss noch eine schöne Isarstimmung ohne Menschenhorden.

Blick auf die Isar bei der Braunauer Brücke mit dem ganz eigenen Farbenspiel des Wassers
Das Wasser der Isar bietet wie immer ein besonderes Farbenspiel

Ich blicke noch einmal zurück und erinnere mich an meine Isartouren flußaufwärts, bei der mir nur noch ein paar Abschnitte bis zur Quelle fehlen.

Blick nach Süden an der Isar. Rechts eines der vielen Kraftwerke beim Westermühlbach
Der Blick nach Süden zeigt das kleine Kraftwerk am Westermühlbach

Mit diesem Bild im Kopf geht es entspannt nach diesem schönen Stadtspaziergang zurück nach Haue.

In diesem Sinne

Auf der Suche nach schönen Naturflächen im Stadtgebiet habe ich die Friedhofsflächen für mich entdeckt. Heute startet der erste Stadtspaziergang unter dem Schlagwort Friedhofstouren durch den Ostfriedhof und weiter über den Kronepark und den Rosengarten zum Isarufer. Gerade für alle Jene, die im Münchner Osten wohnen eine absolut empfehlenswerte Tour, um ohne große Anreise für ein paar Stunden ein wenig Kraft in der Natur zu tanken. Mit viel Grün und am Ende auch noch der Isar ist alles vorhanden, um den Kopf frei zu bekommen und den Alltag zu vergessen. Die 2 Stunden Bewegung helfen zusätzlich zu entspannen.

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