Wandern am Tegeler Fließ

In Tegel wandern, das soll gehen? Ja tatsächlich lässt es sich dort vortrefflich spazieren gehen, aber auch längere Touren planen. Ich bin, wie Ihr wahrscheinlich schon aus anderen Beiträgen festgestellt habt, ein großer Freund von Ausflugszielen, die nicht allzu weit entfernt sind und idealerweise auch mit dem ÖPNV erreichbar sind. Und der Norden von Berlin bietet da einige Möglichkeiten, über die ich teilweise auch schon geschrieben habe (z.B. der Tegeler-Forst oder das Briesetal). Berliner, die im Norden der Stadt wohnen, kennen und schätzen das Gebiet ohnehin. Nicht zuletzt sind die Möglichkeiten durch den Fall der Mauer noch weiter gewachsen.

Inhalt

Aufhänger für den heutigen Ausflug ist der Tegeler Fließ. Der Duden kennt Fließ als veraltete Bezeichnung von Bach und bis auf die Berlin/Brandenburger Region habe ich den Begriff auch noch nirgendwo anders gehört. Dafür gibt es in und um Berlin aber so einige „Fließe“. Wer möchte, kann sich den erstaunlich umfangreichen Wikipedia-Beitrag zum Tegeler Fließ durchlesen.

Routenüberblick

Los soll es am S-Bahnhof Mühlenbeck-Mönchmühle gehen und dann entlang des Fließes bis in den Ortsteil Tegel. Natürlich kann man auch noch früher einsteigen (z.B. beim schönen Mühlenbecker Waldsee), dann wird aber die Anreise etwas schwieriger. Ihr solltet mindestens 4-5 Stunden für die gesamten 18 km einplanen, es gibt aber zwischendurch die Möglichkeit auszusteigen (z.B. bei Waidmannslust). Wer weniger gut zu Fuß ist, kann die Strecke auch mit dem Fahrrad erkunden. Der große Vorteil an der Route ist die gute Erreichbarkeit, was natürlich ein wenig mit dem Nachteil einhergeht, dass man nicht alleine unterwegs ist. Hier seht Ihr noch einmal die Informationen zur Route kompakt zusammengefasst:

Tegeler Fließ (Download Route)

Routen-EndpunkteMühlenbeck-Mönchmühle
Tegel
Routen ÖPNV-AnschlussS-/U-Bahn
Routenlänge18 km
Routendauer4 - 5 Stunden

und hier die Karte dazu:

Arkenberge bis Schildow

Vom S-Bahnhof geht es ein kleines Stück auf dem Wiesenweg, um dann neben der Bahntrasse auf einem kleinen Weg an den Häusern vorbei auf die Hauptstraße zu gelangen. Dieser muss man leider folgen, bis kurz vor der Kleingartenanlage bei den Arkenbergen ein Weg rechts abzweigt. Die Arkenberge enstanden durch Bauschuttauftürmung und sind inzwischen mit knapp 120 Metern die höchste Erhebung Berlins. Süddeutsche können über solche Maximalhöhen nur schmunzeln, für Berliner sind aber auch kleine Hügel schon Berge (Teufelsberg, Kriegerdenkmal in Kreuzberg…) 🙂
Der Weg führt durch das kleine Waldgebiet im Naturschutzgebiet Kalktuffgelände. In dem sandigen Gebiet fiepst und zirpt es im Sommer sehr laut, sodass man unweigerlich langsamer geht, genauer hinhört und ein wenig Urlaubsgefühl bekommt.

Nach einiger Zeit erreicht man das südliche Ende von Schildow und die Landstraße nach Blankenfelde, die es zu überqueren gilt. Etwas südlich versetzt führt ein Weg über die Felder zum Lübarser Weg und weiter zu einer kleinen Brücke über die Heidekrautbahn. Aktuell wird dieser Streckenast nur von der Firma Stadler für die Überführung neu produzierter Züge genutzt. Zukünftig sollen hier aber auch wieder Personenzüge von Wilhelmsruh bis Schönwalde rollen. Auf dem Schildowerweg geht es weiter und dann rechter Hand zu den Niedermoorwiesen im Tegeler Fließ. Auf dem kleinen Ausguck beim Köppchensee kann man den Blick ein wenig über das Wasser schweifen lassen und seinen Gedanken nachhängen.

Vorbei an Lübars nach Waidmannslust

Hier ist meistens deutlich mehr los als in dem vorangegangenen Stück. Dennoch kann man entspannt seinen Weg fortsetzen. Ein kleine Brücke führt über den eigentlichen Auslöser der heutigen Tour: Den kleinen, zäh dahinfließenden Tegeler Fließ. Leider führt kein direkter Weg am Wasser entlang, deswegen bleibt nichts anderes übrig, als in Schleifen zu laufen und so mal näher, mal weiter entfernt am Wasserlauf entlang zu gehen. Parallel zu der Straße mit dem kreativen Namen „Straße 46“ und der daran anschließenden Wiesenstraße führt der Weg nördlich vom Fließgebiet Richtung Westen.

Blick auf die vom Tegeler Fließ geschaffene Moorlandschaft
Blick auf die vom Tegeler Fließ geschaffene Moorlandschaft

Circa 4 Kilometer hinter dem Ausguck bietet sich wieder eine Möglichkeit, tiefer in das Gebiet zu gelangen. Nach einem Knick – weg von den Straßen – gelangt Ihr an eine Dreiecks-Kreuzung, in der Ihr Euch links haltet und dann auf einen auf Holzbohlen aufgeständerten Weg landet. Je nach Jahres- und Tageszeit kann es hier sehr ruhig zu gehen, am Wochenende ist es aber das genaue Gegenteil und sehr voll. Zwischen dem Schilf, das im leichten Wind rauscht, und den Geräuschen der Tiere (Summen quacken, rascheln etc.) kann man hier schön entspannen und erhält über die Infotafeln beidseits des Weges auch noch Wissen über die Bewohner der Fließlandschaft. Wenn es also nicht zu voll ist, dann lohnt das Innehalten und in die Natur horchen.

Weiter geht es dann südlich der Fließlandschaft auf der Lübarser Seite. Über die Straße „Am Freibad“ führt der Weg und danach zwischen Ziegelei- und Hermsdorfer See hindurch. In Ersterem kann gebadet werden, Letzterer ist eigentlich eher eine Aussackung des Tegeler Fließ und kein „richtiger“ See. Bei schönem Wetter empfehle ich auf jeden Fall hier länger innezuhalten und die Lichtreflexionen im Wasser auf sich wirken zu lassen. Wer nachmittags bei gutem Wetter unterwegs ist, hat die Sonne im Gesicht und rechter Hand das Wasser. Super Bedingungen um gute Laune zu bekommen und gemächlich den Weg fortzusetzen.
Am Ende des Sees geht es auf einem kleinen Grünstreifen neben dem Bach zwischen Häusern hindurch zur großen Berliner Straße. Nach deren Querung führt ein weiterer kleiner Weg unter der Bahntrasse hindurch. Wer nun genug hat, hält sich linker Hand und läuft auf der Artemisstraße bis zum S-Bahnhof Waidmannslust.

Bis zur Mündung in den Tegeler See

Alle Anderen folgen mir auf dem letzten Stück bis zum Tegeler See. Wieder auf einem aufgeständerten Brückenweg geht es auf dem schmalen verbliebenen Grünstreifen zwischen den Häusern weiter gen Westen. Nach etwa einem Kilometer verbreitert sich das Grüngebiet wieder und man vekommt einen schönen Blick auf den Fließ und die umliegenden Wiesen. Erst nördlich, dann linker Hand über die kleine Brücke auf dem südlichen Weg parallel zum Moorweg, läuft es sich gut mit Blick ins Grüne. Im Vergleich zum Gewässer fühlt es sich so an, als hätte ich Überschallgeschwindigkeit und das obwohl ich sehr langsam gehe. Die entschleunigte Umgebung führt dazu, dass ich unbewusst noch langsamer werde und gemütlich meinen Kopf von Gedanken entleerend vor mich hintrotte. Ich bin mir sicher, dass die Umgebung auch für Euch eine super Entspannungskur ist!

Kurz vor einem Spielplatz zweigt der Pfad rechts ab und führt über eine letzte Brücke noch ein kleines Stück weiter im Grünen bis plötzlich auf dem Hermsdorfer Damm Schluss ist. Hier muss die Autobahn und S-Bahntrasse unterquert werden, wobei der Lärm und Beton im starken Kontrast zum bisher Erlebten steht. Automatisch läuft man schneller und ist froh, kurz darauf wieder auf einem Waldweg einbiegen zu können. Das letzte Stück in Umgebung der Bäume genieße ich noch einmal bevor es über die Karolinenstraße in das Neubaugebiet Humboldinsel geht. Hier endet der Tegeler Fließ in einem Kanal, der links und rechts zugebaut ist und mit Natur nur noch wenig gemein hat.

Ende des Tegeler Fließ im Tegeler Hafen
Ende des Tegeler Fließ im Tegeler Hafen

Über die Hafenbrücke geht es zur Seepromenade und zurück über die Straße „Alt-Tegel“ zum S- oder U-Bahnhof Tegel. Hier endet die Tour, wer aber noch nicht genug hat, kann noch in den schönen Tegeler Forst , am Tegeler See noch eine Badestelle suchen oder eine der vielen Café und Einkehrmöglichkeiten nutzen.

In diesem Sinne

Wandern kann man überall, auch dort wo man es vielleicht nicht direkt vermutet. Die Route am Tegeler Fließ bietet fast alles, was das Wanderherz erfreut. Wasser, Wald, Wiesen und ruhigere Abschnitte, wenn auch keine kleinen Trampelpfade und Hügel. Wegen der guten ÖPNV-Anbindung kann ich diese Entspannungstour (oder auch nur ein Teil davon) für zwischendurch Jedem wärmstens ans Herz legen. Nach spätestens 2 Stunden in denen man an einem fast stehenden Gewässer entlangwandert, wird man unweigerlich auch ruhiger und entspannter.

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