Nordfriedhof & Englischer Garten

Keine 5 km östlich der letzten Friedhofstour durch den Olympiapark & Westfriedhof wartet schon der nächste Friedhof darauf besichtigt zu werden. Neben dem Osten und Westen der Stadt folgt heute der Norden und damit logischerweise der Nordfriedhof; auch wenn er nicht wirklich nördlich des Westfriedhofs liegt. Abgesehen vom Englischen Garten ist Schwabing gerade im Mittelteil nicht wirklich mit vielen Parks gesegnet, so bietet sich diese kleine Naturinsel an. Und weil der Nordfriedhof nahezu direkt am Englischen Garten liegt, gibt es auch noch einen Abstecher in die Hirschau – den Nordteil der Parkanlage.

Inhalt

Ähnlich den bisherigen Friedhofstouren ist mit der Hirschau neben dem Nordfriedhof noch eine weitere Grünfläche in die Tour integriert, so dass insgesamt ein gemütlicher Spaziergang von eineinhalb bis zwei Stunden herauskommt. Dabei geht es von Schwabing über diese beiden Areale bis auf die Isar-Hochufer-Seite in Bogenhausen. Wer möchte kann das natürlich auch anders kombinieren und zum Beispiel statt in den Süden zu laufen, nach Norden abzweigen und am bayerischen Rundfunk vorbei Richtung Fröttmaninger Berg & Heide laufen.

Routenüberblick

Startpunkt ist der U-Bahnhof Nordfriedhof, so dass man praktischerweise ohne Umwege die Tour von der Station in den Friedhof beginnen kann. Den Nordfriedhof durchqueren wir in nördlicher Richtung und gelangen dann in den Nordteil des Englischen Garten. Dort folgen wir den kleineren Bächen immer Richtung Osten, am Föhringer Wehr vorbei bis zur Mündung des Eisbachs. Über die kleine Brücke darüber geht es auf die kleine Halbinsel zwischen Bach und Isar und schlussendlich über die John-F-Kennedy-Brücke hinüber nach Bogenhausen und durch den kleinen Grünstreifen hinauf zum Herkomer Platz. Insgesamt ist die Tour mit ungefähr 6 km Länge gerade richtig für einen kleinen Stadtspaziergang zwischendurch mit grüner Kulisse zum Abstand gewinnen vom Büro-/Arbeitsalltag. Hier noch einmal die Kurzfakten

Nordfriedhof (Download Route)

Routen-EndpunkteNordfriedhof
Herkomerplatz
Routen ÖPNV-AnschlussU-Bahn / Straßenbahn
Routenlänge6,28 km
Routendauer1,5 - 2 Stunden

und die Karte darf auch nicht fehlen

Spaziergang durch den Nordfriedhof

Aus der U-Bahn fällt man fast schon in den Nordfriedhof, so nah liegen Stations-Aufgang und Friedhofs-Eingang beieinander. Am südwestlichen Eingang beginnen wir unsere Tour und laufen in leichtem Zickzack Richtung Norden. So sehen wir den Südteil, kommen aber auch relativ schnell weg vom laut rauschenden Isarring. Wie immer ist es in dieser in Teilen sehr autogercht geplanten Stadt schwierig, Ecken zu finden, die nicht von einer riesigen Straße durchschnitten oder tangiert werden.

Nach wenigen Minuten sind wir auch schon auf Höhe der Aussegnungshalle angelangt, dem Prestigebau in jedem Friedhof. Hier wirkt das Gebäude deutlich wuchtiger, als sein Pendant am Westfriedhof. Dabei steht es relativ „nackt“ im Friedhof, was die Größe & Kantigkeit einmal mehr betont. Ganz im Gegensatz dazu der Ostfriedhof, wo sich das Gebäude durch Rundungen und die vielen Bäume trotz seiner Größe besser in die Umgebung einfügt.

Aussegnungshalle im Münchner Nordfriedhof
Die Aussegnungshalle im Nordfriedhof wirkt sehr wuchtig und kantig

Zwei Blocks weiter östlich steht dieser ebenfalls nicht gerade kleine Brunnen mit den dahinterliegenden Urnenhallen:

Schöner Brunnen direkt vor der Aussegnungshalle im Münchner Nordfriedhof
Der Brunnen ist direkt vor der Halle ist ziemlich imposant

Insgesamt ergibt das Ensemble aus Urnen- und Aussegnungshallen eine Art Platz, der von den Gebäuden leicht umschlossen wird. Eine ganz andere Herangehensweise als bei den anderen Friedhöfen, die deutlich luftiger wirkten.

Wir gehen Richtung Osten aus diesem Quartier heraus und halten uns dann wieder in nördlicher Richtung. Der ganze Friedhof wirkt sehr aufgeräumt und ordentlich; ganz anders als der urig-wilde Ostfriedhof. Durch kleine Hecken entstehen Kompartements für einzelne Grababschnitte der Familiengräber, was diese noch imposanter wirken lässt.

Abteile für große Familiengräber im Münchner Nordfriedhof
Die mit Hecken abgetrennten großen Familiengräber wirken wie Abteile

So vagabundieren wir weiter in einem Zickzackkurs Richtung Nordausgang, um möglichst viele verschieden Ecken des Friedhofs zu sehen. Insgesamt hat der Nordfriedhof für mich allerdings den ausgeprägtesten Friedhofscharakter und fühlt sich deutlich weniger als Grün- und Ruhefläche mit Gräbern an als seine Gegenüber in den anderen Stadtteilen.

Vom Nordfriedhof über die Hirschau zum Eisbach

Durch den kleinen Ausgang im Nordwestteil des Friedhofs gelangen wir auf die Crailsheimerstraße und wenige Meter später ist auch schon der Schwabinger Bach überquert. Jetzt sind wir im Nordteil des Englischen Gartens angelangt – der Hirschau. Der Englische Garten ist DIE grüne Lunge der Stadt und einer der größten innerstädtischen Parkflächen der Welt. Anders als die anderen Parkanlagen fällt er allerdings unter die Verwaltung des Landes Bayern und nicht der Stadt. Trotz seines Erholungs- und Freizeitwerts war selbst dieses Areal allerdings nicht vor der Straßenwut gefeit und so durchquert der mittlere Ring die einst zusammenhängende Erholungsfläche. Auch das Nordende bildet mit der A99 und dem bayerischen Rundfunk kein wirklich schönen Abschluss und Übergang zu den angrenzenden Auflächen der Isar; das üppige Grün wird jäh von Betonbauwerken unterbrochen. Die Idee Nord- und Südteil des Englische Gartens durch eine Tunnellösung für die Bundesstraße wieder zu vereinen, wurde leider von der Stadt München 2022 verworfen (Mehr zur Initiative).

Mit Blick auf die immer stärker wechselnden Wetter (von sehr heiß bis zu Extremniederschlag) und die daraus resultierenden Gesundheitsfolgen werden Grünflächen und Vegetation in Zukunft immer wichtiger werden. Das bedeutet, dass die Flächenversiegelung in Teilen rückgebaut werden wird müssen und auch die Gebäude begrünt werden sollten. Dazu hatte ich bereits 2019 einen Kongress besucht und auch Herr Lauterbach und einige Städte scheinen sich inzwischen vermehrt zum Thema grüne Städte Gedanken zu machen. Wie sich das in Zukunft entwickelt, wird interessant sein.

Wir genießen die Ruhe und weiten Wiesen mit Baumsäumungen und machen erst einmal ein kleines Päuchen.

Im nördlichen Teil des Englischen Gartens gibt es stellenweise komplett leere Wiesen
Leere Wiesen sind sonst eine Seltenheit mit Englischen Garten

Ausgeruht und entspannt durch das viele Grün setzen wir unseren Weg langsam fort in Richtung Süden. Einige Bächlein durchziehen die Hirschau und so können wir abwechseln zwischen den verschiedensten Wegen an Bächlein oder quer über Wiesen. Gemächlichen Schritts durchschreiten wir dieses Naturkleinod bis wir beim kleinen Hofbräuhaus-Biergarten angelangen. Hier heißt es nach Osten Richtung Isar abzweigen und durch eine kleine Siedlung mit Umspannwerk zu laufen – warum auch immer diese mitten in dem Park errichtet werden musste. Dahinter erwartet uns eine deutlich lichtere Wiese direkt neben der Isar.

Auf der Eisbach-Halbinsel nach Bogenhausen

Wenige Meter später ist die Mündung des Eisbachs in die Isar erreicht und eine kleine Fußgängerbrücke bringt uns auf die kleine Halbinsel zwischen Bach und Isar. Dieser Bach, der am anderen Ende des Englischen Gartens durch eine künstliche Stufe und die dadurch entstehende stehende Welle Scharen an Surfern anlockt, hat keine eigene Quelle. Vielmehr ist es ein Zusammenschluss von mehreren kleineren ehemaligen Mühlbächlein, die sämtlich von der Isar abgeleitet heutzutage untertunnelt die Altstadtbezirke der Stadt durchfließen. So fließt hier also Isarwasser wieder zurück in die Isar.

Mündung des Eisbachs in die Isar mit kleiner Landzunge an der rechten Seite
Eisbachmündung von der Brücke hinüber zur Landzunge

Trotz seiner künstlichen Beschaffenheit ist es den Planern des Englischen Garten gelungen, ein naturnahes Erlebnis rund um den Bach mit Bäumen, Moosen und Sträuchern zu schaffen.

Der Eisbach in München kurz vor seiner Einmündung in die Isar
Blick von der Brücke auf den Eisbach in Richtung Süden

Damals wurden Kanäle noch nicht in Betontrögen geführt, die keinerlei Vegetation darumherum zulassen.

Auf der kleinen Halbinsel angekommen wartet ein kleines Bänklein mit Blick auf die Isar und das am Norden erkennbare Föhringer Wehr. Wir halten noch einmal inne und schweifen gedanklich beim Blick auf die kontinuierlichen Strömungswirbel am Zusammenfluss ab. Eine ideale Kulisse zum Abschalten.

Blick auf das Föhringer Wehr von der Mündung des Eisbachs
Blick auf das Föhringer Wehr im Norden

Mit freiem Kopf und guter Laune folgt nun der letzte Abschnitt zwischen Eisbach und Isar Richtung Süden. Durch lichte Wäldchen und kleine Wiesen folgen wir dem Isarlauf und erreichen nach einem guten Kilometer die John-F.-Kennedy-Brücke. Hier rauscht die Autolawine über den mittleren Ring in stetem Fluss über den natürlichen Fluss. Wir können auf dem schmalen Fußweg an der Seite auf die andere Seite gelangen, sind aber froh, dass die Überführung gerade einmal 100 Meter lang ist. Der Lärm und Gestank mag so gar nicht zu dem erholsamen Abschnitt davor passen.

Ein weiteres Stück an der Isar entlang geht es vorbei an schicken Häusern. Wer weiterwandern möchte, kommt am Friedensengel und dem Maximilianeum vorbei, von wo meine Isartour zur Isarquelle über den Auer Mühlbach startet. Alle anderen folgen mir über die Poschinger Straße in den kleinen Grünstreifen am Abhang zum Hochufer und über die zahlreichen Treppen hinauf bis zum Herkomerplatz in Bogenhausen.

In diesem Sinne

Und da waren es schon drei. Die kleine Ausflugsserie zu den Münchener Friedhöfen wächst um einen weiteren Beitrag. Diesmal der Nordfriedhof. Und weil das noch nicht ausreicht, schließt sich daran noch ein ausführlicher Spaziergang durch den Englischen Garten – genauer gesagt die Hirschau – an. Der Nordfriedhof wirkt zwar im Gegensatz zu seinen Pendants ein wenig steril. Das tut dem Ausflug aber überhaupt keinen Abbruch und mit der vielfältigen Kulisse des Englischen Gartens ergibt sich insgesamt ein wohltuend entspannter Ausflug für zwischendurch. Abgeschlossen wird das Ganze durch das schöne Zusammenspiel aus Eisbach, Isar und Bäumen, sodass alle freien Kopfs und entspannt nach Hause fahren können.

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